Die Presse

Konzept des „Immer mehr“wird scheitern

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„Freihandel: IWF gesteht Nachteile ein“, 11. 4. Jetzt hat offensicht­lich sogar Frau Lagarde verstanden, dass ein „Weiter so“in der Wirtschaft­spolitik problemati­sch wird. Das Konzept des „Immer mehr“ist zum Scheitern verurteilt. Und zwar aus dem einfachen Grund – und das wird ihr jeder Mathematik­er bestätigen –, dass in einer endlichen Welt unbegrenzt­es Wachstum schlicht und einfach unmöglich ist.

Diese Tatsache sollte den hoch bezahlten Damen und Herren in IWF, Weltbank und WTO eigentlich bekannt sein. Ständiges Wachstum und gleichzeit­ig Nachhaltig­keit gibt es nicht, aber nur diese kann auf Dauer funktionie­ren. Der grenzenlos­e Freihandel hat in erster Linie für hoch industrial­isierte Volkswirts­chaften Vorteile, die anderen kommen dagegen nicht an. In Griechenla­nd könnten die Löhne gar nicht so weit gesenkt werden, dass die deutsche Produktivi­tät erreicht würde.

Eine andere Frage ist, ob die Menschen z. B. in Griechenla­nd oder Italien überhaupt so leben möchten wie die Deutschen – oder vielleicht etwas lockerer. Die früheren Möglichkei­ten, über Zölle und Währungsab­wertung einen gewissen Ausgleich zu schaffen, sind nicht mehr gegeben. Also muss die Produktivi­tät erhöht werden. Und wenn dann alle Länder hoch produktiv sind – wohin dann mit den erzeugten Gütern?

Immer mehr Menschen erkennen, dass der eingeschla­gene Weg zwangsläuf­ig ins Chaos führen wird. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass der Widerstand gegen das bestehende Wirtschaft­ssystem zunimmt. Josef Knauseder, 4971 Aurolzmüns­tern

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