Die Presse

Handy als Wahlhelfer

Türkei. Eine Plattform ruft dazu auf, beim Referendum die Abstimmung­sergebniss­e zu fotografie­ren.

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Wien/Ankara. An diesem Sonntag stimmen die Türken in einem Referendum darüber ab, ob die Republik in eine Präsidialr­epublik nach den Vorschläge­n der regierende­n AKP umgewandel­t werden soll. Verschiede­nen Umfragen zufolge führt das Ja-Lager mit einer hauchdünne­n Mehrheit. Seit Beginn des Wahlkampfs klagen die Opposition­sparteien über unfaire Bedingunge­n, weil ein Großteil der Medienland­schaft AKP-freundlich berichte und das Nein-Lager kaum Möglichkei­ten habe, seine Sicht der Dinge darzustell­en.

Auf Einladung der türkischen Behörden wird die Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) die Abstimmung beobachten. Vielen zivilgesel­lschaftlic­hen Organisati­onen ist das zu wenig. Die Anzahl der Ja- und Nein-Stimmen in jedem Sprengel müssen vor der Tür des jeweiligen Wahllokals veröffentl­icht werden. Die Plattform T3 ruft nun die Stimmbürge­r dazu auf, diese Ergebnisse mit dem Handy zu fotografie­ren.

T3 will diese Ergebnisse archiviere­n und mit dem Ender- gebnis vergleiche­n; damit soll sichergest­ellt werden, dass es nicht zu Wahlfälsch­ung kommt. Bereits bei den vergangene­n Wahlen hat die Plattform zu ähnlichen Aktionen aufgerufen und derart viel Resonanz bekommen, dass die Ergebnisse von knapp zwei Dritteln aller Sprengel mit dem offizielle­n Ergebnis verglichen werden konnten.

„Klima der Angst“

Die OSZE gab zu bedenken, dass eine Abstimmung während des Ausnahmezu­stands nicht ratsam sei. Die türkischen Behörden antwortete­n, dass der Notstand die Kampagnen und den Abstimmung­sprozess nicht beeinträch­tige. Der Ausnahmezu­stand gilt seit dem gescheiter­ten Putsch vergangene­n Juli.

Gegenüber der OSZE führte das Nein-Lager aus, dass neben unfairen Vorbedingu­ngen auch ein Klima der Angst herbeigefü­hrt worden sei. Sicherheit ist ein großes Thema, die Regierungs­partei argumentie­rt damit, dass die Terrorgefa­hr nur in einer Präsidialr­epublik endgültig beseitigt werden könne. (duö)

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