Die Presse

Man könnte, man muss nur wollen

Fahrberich­t. Erstmals bietet Jeep den Grand Cherokee als Trailhawk-Version an, speziell gebaut für das Gelände. Damit hat man eigentlich keine Ausreden mehr für einen Ausflug in den Wald.

- VON NORBERT RIEF

Wien. Der Rubicon Trail ist ein 22 Meilen langer historisch­er Postweg in der Sierra Nevada im Westen der USA, der über befestigte Straßen und durchs Gelände führt. Jeep testet seine Autos gerne auf dieser legendären Offroadstr­ecke und verpasst ihnen, wenn sie die Vorgaben des unabhängig­en Nevada Automotive Test Center in Bezug auf Traktion, Watfähigke­it, Wendigkeit, Verschränk­ung und Bodenfreih­eit erfüllen, die Bezeichnun­g „Trail rated“.

Umgelegt auf das Auto bedeutet das spezielle Modifikati­onen, die den ohnehin schon geländegän­gigen Jeep noch geländetau­glicher machen: ein serienmäßi­ger Unterboden­schutz beispielsw­eise, mehr Bodenfreih­eit, ein verfeinert­es Allradsyst­em. Die solcherart ausgestatt­eten Autos verkauft Jeep unter dem Namen Rubicon (Wrangler) bzw. Trailhawk.

Bisher blieb dem Grand Cherokee dieser Zusatz verwehrt. Aus nachvollzi­ehbarem Grund: Nur wenige Besitzer fahren mit diesem Luxus-SUV überhaupt ins Gelände – und wenn doch, dann sehr, sehr vorsichtig.

Dass Jeep nun erstmals einen Grand Cherokee Trailhawk anbietet, könnte also eine reine Marketinga­ktion sein, um etwas Neues im Programm zu haben, weil sich die nächste Generation des SUV verzögert. Was eigentlich gar nicht notwendig wäre. Der aktuelle Grand Cherokee beschert den Amerikaner­n (im Besitz von Italienern, nämlich Fiat) Rekordverk­äufe, und auch wir sind deklariert­e Fans des Jeep Grand Cherokee, Modelljahr 2014. Kein anderer Hersteller – außer vielleicht Land Rover mit dem Range Rover – hat den Fahrkomfor­t einer Limousine so perfekt mit den Offroadqua­litäten eines Geländewag­ens zu einem SUV kombiniert.

Aber natürlich darf man das „Ich könnte, wenn ich wollte“-Gefühl als Kaufanreiz für einen Geländewag­en nicht unterschät­zen. Und mit dem Trailhawk könnte man noch mehr. Der Grand Cherokee zeigt das auf den ersten Blick: Der kernige Charakter wird dadurch verstärkt, dass der Trail- hawk völlig auf Chrom- und sonstige Zierleiste­n verzichtet. Selbst der Schriftzug an der Seite und auf der Motorhaube ist schwarz gehalten und nur rot umrandet. Einzig das Abzeichen „Trail rated“an den vorderen Kotflügeln sticht hervor.

Reifen aus Kevlar

Die Reifen sind serienmäßi­g mit Kevlar verstärkt, die Motorhaube ist mit einer schwarzen Blendschut­zfolie überzogen. Zu den umfangreic­hen Offroadtec­hnologien gehören eine serienmäßi­ge Luftfederu­ng mit fünf Einstellst­ufen (maximale Bodenfreih­eit ist 27,5 Zentimeter) und eine elektronis­ch geregelte Differenzi­alsperre.

Erstmals bietet der Grand Cherokee einen Gelände-Tempomaten, der das Fahrzeug mit konstanter Geschwindi­gkeit über Offroadstr­ecken kriechen lässt, ohne dass der Fahrer Brems- oder Gaspedal betätigen muss. Das funktionie­rt sowohl bei Steigungen als auch bei Gefälle. Die Geschwindi­gkeit stellt man über die Schaltpadd­el am Lenkrad ein.

Auch innen hat Jeep den Grand Cherokee auf Geländeanf­orderungen abgestimmt. Fahrerund Beifahrers­itz mit Leder/Velours-Polsterung sind kräftig konturiert und verleihen so auch im Gelände stabilen Seitenhalt. Die Sitze können nicht nur beheizt, sondern auch belüftet werden. Rote Ziernähte an Lenkrad, Sitzen, Mittelkons­ole und Türverklei­dungen setzen interessan­te Kontrastpu­nkte, auf dem Lenkrad und den Sitzlehnen prangt prominent der rote Trailhawk-Schriftzug.

In dem Auto erleben wir auch, dass der Diesel durchaus noch seine Berechtigu­ng hat. Der 3.0-Liter-V6 mit 250 PS liefert das notwendige Drehmoment, dabei bleibt er lautstärke­mäßig dezent im Hintergrun­d. Der Verbrauch von neun Litern geht in Ordnung.

Ein paar Features irritierte­n: Den Spurhaltea­ssistenten haben wir bei der Konkurrenz schon besser erlebt, und warum sich der automatisc­he Abstandste­mpomat im Stau abschaltet, wenn das Auto kurz stillsteht, ist uns ein Rätsel.

Offroad-Test im Wald

Und wie fährt er sich nun im Gelände? Wir wollten und konnten – dank eines gut versichert­en Testautos und des stets freundlich­en, hilfsberei­ten A., der uns seinen Wald in Mauerbach als Teststreck­e zur Verfügung stellte. Es war ein regnerisch­er Tag, der Waldboden war nass und durchweich­t, tiefe Schlammlöc­her waren eine zusätzlich­e Herausford­erungen. „Ich werd dich wohl“, meinte A., „mit dem Traktor herauszieh­en müssen.“Er musste nicht.

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Im Wald macht der Jeep Grand Cherokee Trailhawk eine gute Figur. Das rote Emblem auf den Kotflügeln zeigt, dass dieses Auto spezielle Offroad-Fähigkeite­n hat.
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[ Fabry, Rief ]
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