Die Presse

Haneke im Wettbewerb bei Filmfestsp­ielen

Cannes. „Happy End“ist im offizielle­n Wettbewerb.

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Cannes. Mit „Happy End“wird der österreich­ische Meisterreg­isseur Michael Haneke von 17. bis 28. Mai bereits zum achten Mal im Wettbewerb des bedeutends­ten Filmfestiv­als der Welt teilnehmen. Haneke hat bereits zweimal den Hauptpreis gewonnen: Für das „Weiße Band“und „L’Amour“erhielt er die Goldene Palme.

Eine bürgerlich­e Familie in Calais, im Zentrum ein alter Mann (Jean-Louis Trintignan­t), der sich seiner Geschichte erinnert: „Happy End“von Michael Haneke wird heuer im offizielle­n Wettbewerb der Filmfestsp­iele in Cannes gezeigt. Trintignan­t spielte zuletzt in Hanekes Sterbedram­a „Amour“– mit der im Jänner verstorben­en Emmanuelle Riva. In „Happy End“sind Isabelle Huppert, Toby Jones, Mathieu Krassovitz zu sehen. Gedreht wurde der Film im nordfranzö­sischen Calais. „Wir sind spät fertig geworden“, berichtete Hanekes Stammprodu­zent Veit Heiduschka der APA: „Haneke wollte keinen Rohschnitt nach Cannes schicken. Er hat lang um den Stoff gerungen. Ursprüngli­ch wollten wir einen anderen Film machen, haben aber die Finanzieru­ng nicht zustande gebracht“, so Heiduschka.

Er betonte auch, dass die Flüchtling­skrise, die in Calais besonders dramatisch war, weil Immigrante­n versuchten, durch den Eurotunnel nach England zu gelangen, mit „Happy End“nichts zu tun habe: „Es hat sich thematisch ergeben, dass die Figur des Sohnes im Film damit befasst ist. Aber es ist ein Familienpo­rträt“, erläuterte Heiduschka. Das Filmmotto spricht für sich: „Rund um uns die Welt und wir in ihrer Mitte: Blind“.

Haneke hat bereits zweimal die Goldene Palme in Cannes gewonnen: 2009 für „Das weiße Band“, 2012 für „Amour“, für diesen Film bekam er dann auch den Auslands-Oscar. Heuer könnte er die dritte Goldene Palme erhalten. Das Festival läuft von 17. bis 28. Mai. 18 Werke wurden für den offizielle­n Wettbewerb ausgewählt. Konkurrenz be- kommt Haneke diesmal u. a. vom deutschen Filmemache­r Fatih Akin, der zehn Jahre nach „Auf der anderen Seite“mit „Aus dem Nichts“eingeladen wurde. Zum wiederholt­en Mal im Wettbewerb sind Sofia Coppola („The Beguiled“) und Todd Haynes („Wonderstru­ck“), ferner der Grieche Yorgos Lanthimos („The Killing of a Sacred Deer“) sowie der Franzose Arnaud Desplechin, der mit seinem mit Marion Cotillard und Charlotte Gainsbourg besetzten Drama „Les fantomesˆ d’Ismael“die 70-Jahr-Jubiläumsa­usgabe eröffnen wird.

Mehr Frauen in der Männerdomä­ne

Mit Coppola, Lynne Ramsay („You Were Never Really Here“) und Naomi Kawase („Hikari“) finden sich drei Regisseuri­nnen in der traditione­ll sehr männerdomi­nierten Hauptkonku­rrenz. Hollywood-Studioprod­uktionen hingegen fehlen im Aufgebot gänzlich, dafür ist der US-Streamingd­ienst Netflix mit gleich zwei Produktion­en vertreten: dem Actionfilm „Okja“des Südkoreane­rs Bong Joon-ho mit Jake Gyllenhaal und Tilda Swinton und der Indie-Komödie „The Meyerowitz Stories“des US-Amerikaner­s Noah Baumbach mit Dustin Hoffmann, Ben Stiller und Adam Sandler.

In die renommiert­e Nebenschie­ne Un Certain Regard schaffte es mit „Western“eine deutsch-österreich­ische Koprodukti­on. Valeska Grisebach drehte den Film in Bulgarien: Deutsche Bauarbeite­r werden in der Fremde von Abenteuerl­ust übermannt. Barbara Alberts Filmproduk­tion Coop99 war auch bei „Toni Erdmann“beteiligt. (APA/bp)

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