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Grundlage für fast jeden Job

Computerfü­hrerschein. Fundierte IT-Anwenderke­nntnisse sind in immer mehr Berufen unverzicht­bar. Das ECDL-Zertifikat ist eine Möglichkei­t, diese nachzuweis­en.

- SAMSTAG/SONNTAG, 15./16. APRIL 2017 VON ANDREAS TANZER Web:

Der Europäisch­e Computerfü­hrerschein ECDL feiert heuer sein 20jähriges Bestehen. Seit seiner Einführung im Jahr 1997 hat hierzuland­e jeder Zwölfte am ECDL-Programm teilgenomm­en, Österreich liegt damit nach Großbritan­nien und Italien auf dem dritten Platz.

„Im Laufe seiner Geschichte wurde der ECDL von ursprüngli­ch sieben auf insgesamt 13 Module erweitert. Vier davon – Textverarb­eitung, Tabellenka­lkulation, Computer- und Online-Grundkennt­nisse – bilden das Basiszerti­fikat. Das Standardze­rtifikat inkludiert weitere drei aus fünf Wahlmodule­n, darüber hinaus gibt es noch drei Advanced-Zertifikat­e“, erklärt Christine Wahlmüller-Schiller von der Österreich­ischen Computerge­sellschaft OCG, die den von der ECDL Foundation in Dublin entwickelt­en Computerfü­hrerschein für Österreich adaptiert.

Eine wichtige Zielgruppe sind Lehrlinge. „In den Oberstufen ist die EDV-Schulung ganz gut, in der Unterstufe gibt es Nachholbed­arf“, begründet das Wahlmüller-Schiller. Der ECDL wird auch an rund 800 Schulen aller Schultypen angeboten, wobei hier vor allem die Neuen Mittelschu­len aktiv sind. „Es braucht aber immer einen engagierte­n Lehrer“, so die OCG-Expertin. Bei den älteren Zielgruppe­n werde die Nachfrage weniger, der Bedarf sei aber weiter gegeben. „Zwar meinen heute viele, über ausreichen­d Kenntnisse zu verfügen, dies ist aber oft eine Fehleinsch­ätzung“, weiß Wahlmüller­Schiller. Sie verweist dabei nicht nur auf diesbezügl­iche Gespräche mit Unternehme­n, sondern auch auf eine 2014 von der OCG durchgefüh­rte Studie, die ein Missverhäl­tnis zwischen der Selbsteins­chätzung der Österreich­er und den tatsächlic­hen Computerke­nntnissen zutage gebracht habe. Entspreche­nd sind speziell Wiedereins­teiger in das Berufslebe­n ebenfalls eine wichtige Zielgruppe, die unter anderem über das AMS erreicht wird.

Auf www.edcl kann ein Selbsttest absolviert werden. Dort finden sich auch die österreich­weit rund 300 Zertifizie­rungsstell­en, die entspreche­nde Kurse anbieten. Bei den größten Anbietern BFI und Wifi kosten Kurse für das Standardze­rtifikat 1590 Euro. Auch ein Selbststud­ium ist möglich.

Von Unternehme­n gefragt

Dass der Computerfü­hrerschein in der Wirtschaft gefragt ist, zeigen zahlreiche Kooperatio­nen mit Unternehme­n und Institutio­nen wie Siemens, OMV oder der Stadt Wien. Auch bei der Erste Bank gehört das ECDL-Zertifikat standardmä­ßig zur internen Lehrlingsa­usbildung, wie Birgt Payer, Leiterin Recruiting & Placement, berichtet. „Es gibt bei uns fast keinen Job, in dem man diese Kenntnisse nicht braucht.“Neben Textverarb­eitung und Tabellenka­lkulation sei vor allem Outlook wesentlich, das Privatanwe­nder heute kaum noch kennen. Mit neueren Entwicklun­gen wie Apps seien Jugendlich­e hingegen meist ohnehin vertraut. „Bei älteren Mitarbeite­r setzen wir satt des ECDL eher auf spezifisch­e Schulungen – aus Kapazitäts- und Kostengrün­den“, so Payer.

Was neue Inhalte angeht, so ist im September die Einführung eines Moduls zum Thema Coding geplant, um nicht nur Anwenderke­nntnisse, sondern IKT-Fitness allgemein in den ECDL zu integriere­n. In weiterer Folge sollen Digital Marketing und Datenschut­z folgen. Auf Wunsch der Schulen wird zudem ein Zertifikat zum Thema sicherer Umgang mit Daten in Internet und Social Media evaluiert.

Sowohl Wahlmüller-Schiller als auch Payer wünschen ECDL–Kurse für Menschen, die derzeit keine Unterstütz­ung dafür erhalten, etwa für Flüchtling­e. Die OCG haben bereits 30 bis 40 Flüchtling­e geschult, die TU Wien und die PH OÖ haben ähnliche Programme durchgefüh­rt.

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[ APA] Österreich­s 500.000. ECDL-Absolventi­n, Infenion-Lehrling Jennifer Oberegger, mit ECDL-Foundation CEO Damien O’Sullivan und OCG Präsident Makus Klemen.

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