Die Presse

Christian Kern und das Modell Doskozil

Wie glaubwürdi­g ist die SPÖ als Sicherheit­spartei?

- VON OLIVER PINK oliver.pink@diepresse.com

E r war einmal Chef der Sozialisti­schen Jugend im Burgenland, dann wurde er einer der ranghöchst­en Polizisten des Landes. Bis er von ÖVP-Innenminis­ter Ernst Strasser seines Postens enthoben wurde. Nun könnte Franz Schnabl der rote Herausford­erer von Landeshaup­tfrau Johanna MiklLeitne­r werden, Ex-Innenminis­terin und ehemalige ÖVP-Landespart­eisekretär­in wie Ernst Strasser. Es könnte die Rache Franz Schnabls am schwarzen System Niederöste­rreich werden. Sofern er tatsächlic­h antritt und Erfolg hat. Die Chancen stünden ganz gut: Selbst der „große“Erwin Pröll hat bei seiner ersten Landtagswa­hl die Absolute verloren.

Franz Schnabl gilt als Favorit von Parteichef Christian Kern. Und das zeigt, wohin die Reise in der SPÖ geht, wenn das Navi auf andere Destinatio­nen als die Wiener Innenstadt­bezirke und deren digitale Außenwelte­n eingestell­t ist: die SPÖ als die Sicherheit­spartei, und zwar nicht nur für die soziale, sondern auch für die innere und äußere. Das Modell Doskozil also. Vor allem in den Bundesländ­ern außerhalb Wiens alternativ­los. Wenn die SPÖ halbwegs mehrheitsf­ähig sein will. O b das aufgeht, weiß man allerdings nicht. Gehen die Wähler nun zum Schmied – und das sind mittlerwei­le die Mikl-Leitners, Kurz’ und Sobotkas – oder zum roten Schmiedl? Wobei man Doskozil die rote Kehrtwende in der Sicherheit­spolitik, auch in der Zuwanderun­gspolitik, abnimmt. Bei Christian Kern ist man sich da nicht so sicher, ob er das aus taktischen Gründen nicht nur vorspielt. Weshalb an ihm – im Gegensatz zu Doskozil – die Kritik vom linken Flügel trotz allem noch relativ verhalten ist: weil die das auch noch glauben (wollen).

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