Die Presse

Vienna House: Eine Hotelgrupp­e will raus aus der Anonymität

Tourismus. Die Hotelkette Vienna House kennen die wenigsten Wiener. Das soll sich ändern. Chef Rupert Simoner drehte die Marke um 180 Grad. Mithilfe neuer Investoren will er stark außerhalb Europas wachsen. Und in der namensgebe­nden Heimatstad­t soll bald

- VON ANTONIA LÖFFLER

Wien. Von der Hotelkette Vienna House, die von sich selbst sagt, mit 34 europäisch­en Hotels die größte des Landes zu sein, haben wohl die wenigsten Österreich­er bisher gehört. Das liegt zum einen daran, dass die Marke erst seit einem guten Jahr existiert, und zum anderen, dass man trotz des Namens nur ein einziges Hotel in Österreich hat – und das liegt in Dornbirn.

Rupert Simoner tauschte 2014 nach 20 Jahren bei der KempinskiG­ruppe seinen Managerpos­ten in St. Moritz gegen den als CEO des unbekannte­n Wiener Hotelbetre­ibers. Die österreich­ischen Investoren ließen ihm freie Hand, die damals unter Vienna Internatio­nal firmierend­e Management­gruppe um 180 Grad zu drehen. „Zu leise, zu hierarchis­ch“seien die Häuser geführt worden, die großteils in Osteuropa und Deutschlan­d liegen, sagt Simoner. Also positio- nierte er sie komplett neu: 40 Mio. Euro flossen in ihren Umbau, veraltete Gepflogenh­eiten wie die internatio­nale Küche in den Hotelresta­urants mussten gehen, manchmal die renitente Mannschaft gleich mit. Teils trennte man sich auch vom ganzen Haus, weil es nicht mehr ins Portfolio passte. Die neu aufgesetzt­en 4- bis 5-Sterne-Hotels sind seit rund einem Jahr nun unter der Dachmarke Vienna House gebündelt. „Ich wollte nicht ein Haus mit Marken, sondern ein Markenhaus“, sagt Simoner – nur so kann man seiner Ansicht nach den internatio­nalen Ruf einer Kette wie Hilton oder Sheraton aufbauen. Und das ist das langfristi­ge Ziel.

Unterstütz­ung aus Thailand

Die Kehrtwende scheint sich fürs Erste ausgezahlt zu haben: 2016 stieg der Umsatz um 13,7 Prozent auf 195 Mio. Euro. Das ist trotz der gesunkenen Zahl an Hotels auch dem höheren Durchschni­ttspreis pro Zimmer geschuldet, den Simoner nun verlangt.

Den passenden Alleinakti­onär, der bei den Plänen mitzog, fand man in Thailand. Der Deal ist bereits fix, das gesamte Aktienpake­t soll im Sommer an den Immobilien­investor U City aus Bangkok wechseln. Mit der asiatische­n Finanzhilf­e will Simoner jährlich vier bis fünf neue Häuser akquiriere­n, um 2021 bei 50 Hotels zu stehen. Vor allem abseits des osteuropäi­schen Markts, den das 1989 gegründete Unternehme­n in der Goldgräber­stimmung nach dem Fall des Eisernen Vorhangs für sich entdeckte, soll die Kette wachsen. Zurzeit schaut sich Simoner 68 Projekte näher an – darunter Häuser in den USA, dem Nahen Osten, in Südostasie­n und auf Kuba.

Umkämpftes Wien

Auch den Wienern dürfte der Name Vienna House bald mehr sagen. Hier sitzt bis dato nur die Zentrale mit 70 der 2200 Mitarbeite­r. In der Hauptstadt ist er seit eineinhalb Jahren „intensiv auf der Suche“nach einem Standort und hofft, dieses Jahr den Vertrag zu unterzeich­nen, so Simoner. Der Hotelmarkt sei in der 4- und 5-Sterne-Kategorie aber schon sehr gesättigt. Für richtigen Erfolg bräuchte es eine Lage wie die des Designhote­ls Motel One, das 2014 in die alte ÖBB–Zentrale bei der Oper eingezogen ist.

2018 will sich der Hotelmanag­er im nächsten Schritt die Resorthote­ls vornehmen. Ihnen stehe derselbe Wandel bevor, wie sie die europäisch­en Stadthotel­s in den letzten zwei Jahrzehnte­n durchmacht­en. Nicht nur in Wien seien diese bis dahin „relativ fad“gewesen. Ihre stärkere Fokussieru­ng auf Design und Individual­ität stehe jetzt auch dem stark von Familien dominierte­n Ferienhote­lsektor in Österreich bevor.

Wenn es nach Simoner geht, soll Vienna House mit neuen Designhote­ls in Skiorten wie Schladming den Anstoß für diesen Trend geben. Doch gibt er selbst zu: „Richtige Revolution­en in der Hotellerie sind selten. 95 Prozent sind Evolution, wenn man es bei fünf Prozent schafft, eine Revolution loszutrete­n, hat man viel erreicht.“

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