Musik für die Kaiserin und eine Grande Dame der Oper
Die spannendsten Konzerte finden manchmal nicht in den berühmten Sälen, sondern jenseits dieser, hie und da sogar unterirdisch statt.
Hören wir doch zu, wie gut die Generation von morgen Musik von heute singt.
Natürlich lohnt es sich, der Gesellschaft der Musikfreunde in dieser Woche auch auf konventionelle Weise einen Besuch abzustatten – im Goldenen Saal bitten ja am Freitag die Symphoniker und ihr Chefdirigent, Philippe Jordan, zur Fortsetzung ihres Beethoven-Zyklus.
Aber tags darauf sollte man sich nicht entgehen lassen, was ein paar Stockwerke tiefer vor sich geht. In den „neuen Sälen“gibt es am Samstag gleich zwei Veranstaltungen, die neugierige Musikfreunde interessieren sollten.
Da ist die Konzertserie von Archivdirektor Otto Biba, der ab 17.30 Uhr erläutert, was ab halb acht im Brahmssaal geschieht: „Nun klingen sie wieder“, die kostbaren Instrumente aus der Sammlung des Hauses; und diesmal geht es um Werke jener Generation, die der Wiener Klassik, vor allem Haydn und Mozart, den Weg bereitet hat, um Werke des Hofkomponisten Antonio Caldara, des großen Pädagogen Leopold Mozart oder aus der Feder von Johann Georg Reutter, der als Domkapellmeister von St. Stephan zum Lehrmeister des jungen Joseph Haydn werden sollte.
Georg Christoph Wagenseil nicht zu vergessen, Musikmeister der Kaiserin Maria Theresia und Klavierlehrer von Marie Antoinette – auch er von höchster Bedeutung für die Entwick- lung vor allem der klassischen Klaviermusik.
Was man versäumt, wenn man dieses Konzert besucht, ist die Präsentation der jüngsten Talente auf dem Vokalsektor. Ab 18 Uhr singen im Gläsernen Saal nämlich die Finalisten des diesjährigen Hilde-Zadek-Wettbewerbs – moderiert von Thomas Dänemark geben sie Musik jüngeren und jüngsten Datums zum Besten; und Interessenten können abschätzen, welche Talente demnächst dem Opernleben neue Farben geben könnten.
Der seit 1998 als Biennale abgehaltene Wettbewerb darf heuer als Höhepunkt eines Jubiläumsjahrs der besonderen Art gesehen werden: Hilde Zadek feiert nämlich im Dezember ihren 100. Geburtstag. Und da gratuliert ganz Opernwien, denn man hat nicht vergessen, dass die im Exil in Palästina aufgewachsene Künstlerin ganz ohne Vorbehalte ins Nachkriegswien gekommen ist, weil sie vom damaligen Opernchef, Salmhofer, eine Chance bekommen hat.
Diese nutzte sie – und die Wiener Staatsoper, der die Zadek ein ganzes langes Künstlerleben lang treu blieb, um sich zuletzt dem Nachwuchs zu widmen: Als Lehrerin stand sie bei Primadonnen wie Adrianne Pieczonka oder Martina Serafin Pate, bei Bühnentemperamenten wie Ulrike Steinsky oder dem fürs Wiener Opernleben nicht minder prägenden, im Vorjahr so tragisch früh verstorbenen Alfred Sramekˇ . . .