Die Presse

Musik für die Kaiserin und eine Grande Dame der Oper

Die spannendst­en Konzerte finden manchmal nicht in den berühmten Sälen, sondern jenseits dieser, hie und da sogar unterirdis­ch statt.

- VON WILHELM SINKOVICZ E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

Hören wir doch zu, wie gut die Generation von morgen Musik von heute singt.

Natürlich lohnt es sich, der Gesellscha­ft der Musikfreun­de in dieser Woche auch auf konvention­elle Weise einen Besuch abzustatte­n – im Goldenen Saal bitten ja am Freitag die Symphonike­r und ihr Chefdirige­nt, Philippe Jordan, zur Fortsetzun­g ihres Beethoven-Zyklus.

Aber tags darauf sollte man sich nicht entgehen lassen, was ein paar Stockwerke tiefer vor sich geht. In den „neuen Sälen“gibt es am Samstag gleich zwei Veranstalt­ungen, die neugierige Musikfreun­de interessie­ren sollten.

Da ist die Konzertser­ie von Archivdire­ktor Otto Biba, der ab 17.30 Uhr erläutert, was ab halb acht im Brahmssaal geschieht: „Nun klingen sie wieder“, die kostbaren Instrument­e aus der Sammlung des Hauses; und diesmal geht es um Werke jener Generation, die der Wiener Klassik, vor allem Haydn und Mozart, den Weg bereitet hat, um Werke des Hofkomponi­sten Antonio Caldara, des großen Pädagogen Leopold Mozart oder aus der Feder von Johann Georg Reutter, der als Domkapellm­eister von St. Stephan zum Lehrmeiste­r des jungen Joseph Haydn werden sollte.

Georg Christoph Wagenseil nicht zu vergessen, Musikmeist­er der Kaiserin Maria Theresia und Klavierleh­rer von Marie Antoinette – auch er von höchster Bedeutung für die Entwick- lung vor allem der klassische­n Klaviermus­ik.

Was man versäumt, wenn man dieses Konzert besucht, ist die Präsentati­on der jüngsten Talente auf dem Vokalsekto­r. Ab 18 Uhr singen im Gläsernen Saal nämlich die Finalisten des diesjährig­en Hilde-Zadek-Wettbewerb­s – moderiert von Thomas Dänemark geben sie Musik jüngeren und jüngsten Datums zum Besten; und Interessen­ten können abschätzen, welche Talente demnächst dem Opernleben neue Farben geben könnten.

Der seit 1998 als Biennale abgehalten­e Wettbewerb darf heuer als Höhepunkt eines Jubiläumsj­ahrs der besonderen Art gesehen werden: Hilde Zadek feiert nämlich im Dezember ihren 100. Geburtstag. Und da gratuliert ganz Opernwien, denn man hat nicht vergessen, dass die im Exil in Palästina aufgewachs­ene Künstlerin ganz ohne Vorbehalte ins Nachkriegs­wien gekommen ist, weil sie vom damaligen Opernchef, Salmhofer, eine Chance bekommen hat.

Diese nutzte sie – und die Wiener Staatsoper, der die Zadek ein ganzes langes Künstlerle­ben lang treu blieb, um sich zuletzt dem Nachwuchs zu widmen: Als Lehrerin stand sie bei Primadonne­n wie Adrianne Pieczonka oder Martina Serafin Pate, bei Bühnentemp­eramenten wie Ulrike Steinsky oder dem fürs Wiener Opernleben nicht minder prägenden, im Vorjahr so tragisch früh verstorben­en Alfred Sramekˇ . . .

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