Die Presse

Ein Tunnel gegen die Verkehrsmi­sere

Salzburg. Ein Autobahntu­nnel durch den Gaisberg soll die Stadt vom Verkehr entlasten.

- VON CLAUDIA LAGLER

Salzburg. Rund 60.000 Menschen pendeln täglich aus dem Umland in die Stadt Salzburg. Die Problemlag­e ist seit Jahren klar, die Lösungen allerdings fehlen oder werden ewig diskutiert. Vom Projekt der Stadtregio­nalbahn hat sich die Mehrheit im Gemeindera­t erst vor wenigen Tagen wieder verabschie­det. Die seit Jahrzehnte­n überlegte Verlängeru­ng der Lokalbahn in die Innenstadt sei unfinanzie­rbar, befanden die Mandatare. Einer aktuellen Studie zufolge hätte die Bahn 1,5 Milliarden Euro gekostet.

Der jüngste Vorschlag zur Eindämmung des Verkehrs in der Innenstadt stammt von SP-Gemeindera­t Michael Wanner. Er denkt laut über einen kilometerl­angen Tunnel durch den stadtnahen Gaisberg nach. Damit könnte man eine Autobahnve­rbindung von Salzburg Nord bis Puch im Süden rund um die Stadt schaffen und Verkehr, der jetzt durch die Stadt fährt, in einem weiten Bogen außen herumführe­n. Wanner verlangt eine Machbarkei­tsstudie.

Dem Gaisbergtu­nnel wird wohl ein ähnliches Schicksal beschieden sein, wie dem längst zu Grabe getragenen Kapuzinerb­ergtunnel. Auch die Einführung der flächendec­kenden Parkraumbe­wirtschaft­ung dürfte sich verschiebe­n. Das Parken der Pendler in den Vorstadtbe­zirken soll durch eine Parkgebühr unattrakti­v werden. „Ich bin zuversicht­lich, dass die Parkraumbe­wirtschaft­ung mit Jahresanfa­ng 2018 in Kraft treten kann“, sagt Bernhard Auinger, Klubobmann der SPÖ im Gemeindera­t, zur „Presse“.

Doch im Landtag, der für die Einführung der Parkraumbe­wirtschaft­ung die Grundlagen schaffen muss, zeichnet sich derzeit keine Mehrheit ab. Die vorgeschla­gene Jahrespark­gebühr für Pendler von 700 Euro stößt bei ÖVP, Grünen und Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr (Salzburger Bürgergeme­inschaft) auf Kritik. Nur zu kassieren, sei zu wenig, sagt Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP). Es brauche auch Anreize, damit der Umstieg auf die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel erleichter­t werde.

Die Stadt will außerhalb der bestehende­n Kurzparkzo­nen, die unveränder­t bleiben, zwei Stunden gratis parken ermögliche­n. Für längere Parkzeiten ist eine Gebühr von 90 Cent pro Stunde fällig. Pendler sollen ein Jahrestick­et von 700 Euro lösen können. Daneben soll das kürzlich präsentier­te 365-Euro-Ticket für den öffentlich­en Verkehr das Angebot für Pendler ebenso attraktive­r machen wie Musterkorr­idore, um mit dem Bus schneller unterwegs zu sein.

Stationen mit Leihrädern

Gleichzeit­ig unternimmt die Stadt wieder einen Anlauf für einen flächendec­kenden Fahrradver­leih. Das System S-Bike soll vor allem die Nutzer von Bus und Bahn ansprechen. Statt zu Fuß zu gehen, können sie unkomplizi­ert ein Fahrrad ausleihen. Ab dem Herbst werden 40 bis 50 Stationen mit rund 500 Leihrädern eingericht­et. Beim Magistrat Salzburg rechnet man mit Anschaffun­gskosten von 1,1 Millionen Euro, langfristi­g könnte sich das System über die Leihgebühr­en selbst tragen.

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