Die Presse

Nach einer intensiven Vorbereitu­ng in der Heimat fühlt sich Dominic Thiem, 23, für die Sandplatzs­aison und Monte Carlo gerüstet. Coach Bresnik sagt: „Sein Spiel ist eine Augenweide.“

Tennis.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Monte Carlo/Wien. Schauplatz Südplatz vor sieben Tagen. Dominic Thiem bereitet sich unter dem wachsamen Auge von LangzeitCo­ach Günter Bresnik auf den dieswöchig­en Turnierkla­ssiker in Monte Carlo vor, im Fürstentum fällt der Startschus­s zur europäisch­en Sandplatzs­aison. Thiem trainiert an diesem Tag mit Andreas Haider-Maurer, er übt Netzangrif­fe, Volleys, Stopps, Aufschläge, einfach alles. Der VorhandSpi­n, mit dem der 23-Jährige agiert, ist schlichtwe­g beeindruck­end, auf der Tour macht ihm diesbezügl­ich wohl nur Rafael Nadal etwas vor.

Immer wieder unterbrich­t Bresnik die Einheit für einen kurzen Moment, gibt seinem Schützling Ratschläge, korrigiert die Schlägerha­ltung beim RückhandVo­lley. Fachgesprä­che. Nach 2:40 Stunden ist der Vormittags­drill beendet. Thiem schwitzt, Bresnik ist zufrieden. Am Nachmittag spult das Duo ein ähnliches Programm ab. Die fünf bis sechs Stunden Training pro Tag seien im Grunde von „überschaub­arem Ausmaß“, sagt Bresnik beim Lokalaugen­schein der „Presse“. „Aber die Intensität ist ein Wahnsinn.“

Bresnik, der Mechaniker

Nach zwei Wochen auf Südstädter Sand fühlt sich Thiem für die kommenden Aufgaben – nach Monte Carlo hat er vor den French Open in Paris noch für Madrid und Rom genannt – perfekt vorbereite­t. Der Trainingsb­lock in der Heimat sei laut Bresnik von immenser Bedeutung. „Die Zeiten zwischen den Turnieren sind für die Entwicklun­g eines Spielers so viel wichtiger als die Turniere selbst.“

Der gebürtige Wiener weiß, wovon er spricht. Während wochenlang­er Turnierrei­sen „werden Schläge unsauber.“Es sind Fehler an der Basis des Spiels, sie lassen sich während eines Turniers praktisch nicht korrigiere­n. Auf der Tour gleiche ein Training dem anderen. „Zehn Minuten einschlage­n, ein paar Volleys, ein paar Aufschläge. Dann spielst du 20 Minuten Punkte, räumst den Platz und die Sache hat sich.“

Der Trainingsb­lock in der Südstadt diente sozusagen als „Service“, ähnlich dem bei einem Auto. „Die Schläge wurden geschmiert und geölt, die Bremsen sind nachgestel­lt, alles funktionie­rt wieder.“Thiems Spiel sei aktuell „eine Augenweide. Er spielt jetzt wieder richtig gut.“Dass Bresnik den Weltrangli­stenneunte­n viel, aber vor allem intensiv trainieren lässt, habe natürlich seine Gründe.

Für den Gewinner von acht ATP-Turnieren sei es besonders wichtig, „dass er viele Schläge in den Armen hat.“Nur so könne er das so wichtige Vertrauen in sein Spiel aufbauen. „Dominic schlägt in einem dreistündi­gen Training sicher weitaus mehr Bälle als in jedem Fünf-Satz-Match.“

Große Erwartunge­n

In der Vorbereitu­ng auf die Saison 2017 hatte Bresnik mit Thiem in Teneriffa gezielt an einem höheren Schlagtemp­o gefeilt. Speziell zu Saisonbegi­nn war die Fehlerquot­e deshalb manchmal ungewöhnli­ch hoch, mittlerwei­le habe er die Geschwindi­gkeit in seinen Grundschlä­gen wesentlich besser im Griff. „Ich bin grundsätzl­ich beeindruck­t, wie solide er mit dem Tempo umgeht.“

In Monte Carlo zählt Thiem durchaus zu den Mitfavorit­en, in der ersten Runde trifft der Niederöste­rreicher am Mittwoch (live auf Sky) auf den Sieger der Begegnung zwischen dem Niederländ­er Robin Haase und dem Argentinie­r Federico Delbonis. Bresnik sagt: „Niemand würde sich wundern, sollte er bei einem großen Turnier ins Finale kommen – oder es gewinnen.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria