Nach einer intensiven Vorbereitung in der Heimat fühlt sich Dominic Thiem, 23, für die Sandplatzsaison und Monte Carlo gerüstet. Coach Bresnik sagt: „Sein Spiel ist eine Augenweide.“
Tennis.
Monte Carlo/Wien. Schauplatz Südplatz vor sieben Tagen. Dominic Thiem bereitet sich unter dem wachsamen Auge von LangzeitCoach Günter Bresnik auf den dieswöchigen Turnierklassiker in Monte Carlo vor, im Fürstentum fällt der Startschuss zur europäischen Sandplatzsaison. Thiem trainiert an diesem Tag mit Andreas Haider-Maurer, er übt Netzangriffe, Volleys, Stopps, Aufschläge, einfach alles. Der VorhandSpin, mit dem der 23-Jährige agiert, ist schlichtweg beeindruckend, auf der Tour macht ihm diesbezüglich wohl nur Rafael Nadal etwas vor.
Immer wieder unterbricht Bresnik die Einheit für einen kurzen Moment, gibt seinem Schützling Ratschläge, korrigiert die Schlägerhaltung beim RückhandVolley. Fachgespräche. Nach 2:40 Stunden ist der Vormittagsdrill beendet. Thiem schwitzt, Bresnik ist zufrieden. Am Nachmittag spult das Duo ein ähnliches Programm ab. Die fünf bis sechs Stunden Training pro Tag seien im Grunde von „überschaubarem Ausmaß“, sagt Bresnik beim Lokalaugenschein der „Presse“. „Aber die Intensität ist ein Wahnsinn.“
Bresnik, der Mechaniker
Nach zwei Wochen auf Südstädter Sand fühlt sich Thiem für die kommenden Aufgaben – nach Monte Carlo hat er vor den French Open in Paris noch für Madrid und Rom genannt – perfekt vorbereitet. Der Trainingsblock in der Heimat sei laut Bresnik von immenser Bedeutung. „Die Zeiten zwischen den Turnieren sind für die Entwicklung eines Spielers so viel wichtiger als die Turniere selbst.“
Der gebürtige Wiener weiß, wovon er spricht. Während wochenlanger Turnierreisen „werden Schläge unsauber.“Es sind Fehler an der Basis des Spiels, sie lassen sich während eines Turniers praktisch nicht korrigieren. Auf der Tour gleiche ein Training dem anderen. „Zehn Minuten einschlagen, ein paar Volleys, ein paar Aufschläge. Dann spielst du 20 Minuten Punkte, räumst den Platz und die Sache hat sich.“
Der Trainingsblock in der Südstadt diente sozusagen als „Service“, ähnlich dem bei einem Auto. „Die Schläge wurden geschmiert und geölt, die Bremsen sind nachgestellt, alles funktioniert wieder.“Thiems Spiel sei aktuell „eine Augenweide. Er spielt jetzt wieder richtig gut.“Dass Bresnik den Weltranglistenneunten viel, aber vor allem intensiv trainieren lässt, habe natürlich seine Gründe.
Für den Gewinner von acht ATP-Turnieren sei es besonders wichtig, „dass er viele Schläge in den Armen hat.“Nur so könne er das so wichtige Vertrauen in sein Spiel aufbauen. „Dominic schlägt in einem dreistündigen Training sicher weitaus mehr Bälle als in jedem Fünf-Satz-Match.“
Große Erwartungen
In der Vorbereitung auf die Saison 2017 hatte Bresnik mit Thiem in Teneriffa gezielt an einem höheren Schlagtempo gefeilt. Speziell zu Saisonbeginn war die Fehlerquote deshalb manchmal ungewöhnlich hoch, mittlerweile habe er die Geschwindigkeit in seinen Grundschlägen wesentlich besser im Griff. „Ich bin grundsätzlich beeindruckt, wie solide er mit dem Tempo umgeht.“
In Monte Carlo zählt Thiem durchaus zu den Mitfavoriten, in der ersten Runde trifft der Niederösterreicher am Mittwoch (live auf Sky) auf den Sieger der Begegnung zwischen dem Niederländer Robin Haase und dem Argentinier Federico Delbonis. Bresnik sagt: „Niemand würde sich wundern, sollte er bei einem großen Turnier ins Finale kommen – oder es gewinnen.“