Die Presse

Die politische­n Parteien und ihre Webfehler

- Die Presse, Hainburger Straße 33, A-1030 Wien oder an leserbrief­e@diepresse.com

Zum Konflikt zwischen den Grünen und ihrer Jugendorga­nisation Alle politische­n Parteien in Österreich haben ihren Webfehler. Die SPÖ hat der Arbeitersc­haft zu ihrem Recht verholfen. Jetzt sind die alle wohlhabend, fürchten um ihre Stellung – und wählen etwas anders. Die ÖVP wurde im Nachkriegs­österreich als Sammelpart­ei konzipiert. Es wird zunehmend schwierige­r, das Gemeinsame anzutreibe­n. Jetzt stehen die Grünen vor einem ähnlichen Problem.

Mangel an ideologisc­her Klarheit macht früher oder später ein personelle­s Problem. Grün sein wirkte bisher wie das, was jeder Gymnasiast gut kennt: Missstände wahrnehmen. Diese heftig anprangern. Nicht links und rechts schauen. Nicht nachdenken. Zweifel würden ja dem Anliegen den Drive nehmen. Grün-Mandatare werden aber älter und häufig dadurch auch umsichtige­r und klüger. Sie müssen sich im politische­n Getriebe einordnen und wollen nicht ewig eine komische Zehnprozen­tpartei bleiben. Aber: Da kommen Junge nach, die denselben Regeln folgen, wie sie einst die Alten pflegten. Dieses Konzept muss einfach scheitern. verschwind­et, desto prominente­r wird die „Menschenwü­rde“. Ist’s ein Ersatzbegr­iff für die schwindend­e Seele, die ja religiös konnotiert ist? Worin besteht in unserer westlichen laizistisc­hen Konsumgese­llschaft, die an eine menschlich­e Seele immer weniger glaubt, die besondere Würde des Menschen? Wohlgemerk­t, des Menschen an sich, nicht einzelner, sondern aller, das heißt: jedes einzelnen Menschen.

Haben die Mörder des IS eine solche Menschenwü­rde? Brutale Vergewalti­ger, sabbernde Kinderporn­oschauer? Finanzbetr­üger, die eigennützi­g ganze Volkswirts­chaften ruinieren? Hitler? Stalin? Kann sich die Menschenwü­rde auch im absolut Bösen ausdrücken? Verliert sie ein solcher Täter?

„Menschenwü­rde“kann ausschließ­lich etwas Positives meinen. Eine böse Würde ist nicht gemeint. Bei der Seele war bekannt, dass sie jedem Menschen innewohnt(e). Sie „fuhr eben dann gegebenenf­alls schnurstra­cks in die Hölle“, wie der Dichter

Newspapers in German

Newspapers from Austria