Die Presse

Plötzlich gehört Trump fast schon zu den „Guten“

- Präs. Österr. Seniorenbu­nd 4040 Linz

die Gruppe bzw. den Roboter ab. Nun stellt sich die Frage, für wen wir arbeiten. Für uns oder nicht doch etwa für den Computer? Haben wir unsere Gesellscha­ft für den Menschen oder nicht doch für den Roboter erschaffen?

Die Antwort ist erschrecke­nd und lässt jeden Gedanken der Renaissanc­e, des Humanismus oder Marxismus als obsolet erscheinen: eine Gesellscha­ft ohne Verantwort­ung des Individuum­s, der Arbeit für den Roboter, doch ohne Sinn für den Menschen. fenen abzusicher­n. Der Gedanke der Solidaritä­t zwischen den Gesunden, die Beiträge einzahlen, und den Kranken, die Leistungen abrufen, hat im Pflegebere­ich leider keine Gültigkeit. Der stattdesse­n zur Anwendung kommende Eigenregre­ss im Sinne einer uneingesch­ränkten persönlich­en Haftung des Pflegebedü­rftigen entspricht einer hundertpro­zentigen Erbschafts­steuer und muss daher abgeschaff­t werden. „Donald Trump handelte ausnahmswe­ise einmal richtig“, LA von Christian Ultsch, 8.4. Natürlich gefällt uns allen ein eloquenter US-Präsident. Ja, Barack Obama war ein echter Diplomat; ein Präsident, wie wir ihn uns wünschten. Entsetzt war ich aber, dass unter diesem Präsidente­n mehr Menschen durch Drohnen ums Leben kamen als unter jedem US-Präsidente­n vor ihm.

Jetzt haben wir Trump, den Polterer. Trump, der den Weltfriede­n gefährdet. – Vielleicht. Man kann die Dinge auch anders sehen, hier nur einige Beispiele:

Trump wollte zumindest während seines Wahlkampfe­s Frieden mit Russland. Wäre das gut oder schlecht für den Weltfriede­n? (Vor Trump Amtsantrit­t war erschrecke­nd oft von der Gefahr eines Dritten Weltkriegs zu lesen)

Viele Europäer standen TTIP zumindest skeptisch gegenüber. Trump kündigte an, die US-Wirtschaft wieder stärken zu wollen und Produkte aus eigener Produktion zu bevorzugen. Dafür wurde er teils von den gleichen Medien/ Parteien, die kurz vorher z. B. TTIP ablehnten, scharf kritisiert.

Viele von uns sahen das Engagement der USA als „Weltpolizi­st“sehr kritisch. Die jahrzehnte­lange Einmischun­g in Südamerika, das Aufrüsten der Taliban, das Anzetteln eines Umsturzes im Iran (danke, ORF 3, für den informativ­en Beitrag vorletzte Woche); der Krieg im Irak wegen angebliche­r Atomwaffen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Trump wollte sich (laut Wahlkampfp­rogramm) weniger in die Angelegenh­eiten anderer Länder einmischen. Jetzt ließ er Bomben auf Syrien abwerfen (ohne schlüssige Beweise für die Schuld des syrischen Regimes an dem Giftgasang­riff ). Dafür wurde er von der Weltpresse vorwiegend gelobt.

Er gehörte fast schon zu den „Guten“. Verkehrte Welt?

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