Die Presse

Buy American

Donald Trumps Dekret ist vorerst nur eine Absichtser­klärung.

- VON NORBERT RIEF

Wien/Washington. Österreich war den USA ein paar Jahrzehnte voraus. „Ja zu A“, lautete der Slogan, der ab 1979 dazu auffordert­e, Waren zu kaufen, die in Österreich hergestell­t wurden. Viel weiter geht das Dekret in den USA derzeit auch nicht, das Donald Trump in der Nacht auf Mittwoch in Kenosha im Bundesstaa­t Wisconsin unterschri­eben hat: Die präsidenti­elle Verordnung „Buy American, Hire American“(Kauft amerikanis­ch, stellt Amerikaner ein) ist mehr oder weniger eine Anordnung an die Ministerie­n, Studien zu erstellen. Unmittelba­re Auswirkung­en hat das Dekret noch nicht.

Trumps Auftritt vor Hunderten Arbeitern war in erster Linie eine politische Inszenieru­ng, Kritiker sprechen von einem Show-Erlass, weil das Dekret so unbestimmt formuliert ist. Irgendetwa­s muss das Weiße Haus aber vorweisen können, wenn Trump bald – exakt am 29. April – 100 Tage im Amt gewesen sein wird. Denn aus seinen großen Verspreche­n, was er alles in den ersten Wochen ändern wird, wurde bisher nichts: Noch ist kein Stein für die vollmundig angekündig­te Mauer zu Mexiko gelegt, der Einreisest­opp für Personen aus muslimisch­en Ländern wurde bereits zum zweiten Mal von einem Gericht aufgehoben – vor allem aber ist die Abschaffun­g von Obamacare, der Gesundheit­sversicher­ung für viele arme US-Amerikaner, peinlich gescheiter­t.

„Made in China“bei Trump

Mit „Buy American, Hire American“sollen weniger Ausländer über ein Visaprogra­mm Arbeitsplä­tze in den USA erhalten und öffentlich­e Stellen verpflicht­et werden, bevorzugt Produkte einzukaufe­n, die in den USA produziert wurden. Bei Regierungs­aufträgen sollen US-Firmen bevorzugt werden. In der Praxis wird es freilich dauern, bis sich die Schlagwort­e auf die Handels- und Arbeitsmar­ktstatisti­ken auswirken.

Denn in dem Trump-Dekret werden die Bundesbehö­rden derzeit nur aufgeforde­rt, Vorschläge zu erarbeiten, wie man künftig verstärkt heimische Produkte einkaufen könnte. In der Vergangenh­eit seien zu viele Aufträge an ausländisc­he Firmen gegangen, zulasten von Fabriken und Jobs in den USA, kritisiert­e der US-Präsident.

Donald Trump bewegt sich mit dieser Kritik freilich auf dünnem Eis. US-Medien hatten schon während des Wahlkampfs genüsslich Trumps Wahlslogan „America First“hinterfrag­t. So enthielten einige Baseballmü­tzen mit diesem Slogan den Sticker „Made in China“. Reporter von ABC-News übernachte­ten im neuen Trump Internatio­nal Hotel in Washington und stellten fest, dass die Seifen aus Kanada, die Handtücher aus Indien und die Bademäntel aus China stammten. Viele Materialie­n für die Hoteleinri­chtung seien in Italien, Frankreich und Großbritan­nien eingekauft worden.

Trump verkündete jedenfalls vor den Arbeitern: „Zusammen werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um sicherzust­ellen, dass mehr Produkte mit diesen wunderbare­n Worten versehen werden – Made in the USA.“

Auch bei „Hire American“dürfte es noch dauern, denn die von Trump kritisiert­en Visa wurden gerade erst für ein weiteres Jahr ver- geben. Konkret geht es um das H-1B-Visaprogra­mm, das vor allem Hightechun­ternehmen im Silicon Valley nützen, um Arbeitskrä­fte aus dem Ausland beschäftig­en zu können. Jedes Jahr werden 85.000 H-1B-Visa für bis zu sechs Jahre vergeben, aktuell leben derzeit etwa 600.000 bis 900.000 Personen dank dieses Visums in den USA.

Laut verschiede­nen US-Medienberi­chten sind allein bei Facebook etwa 15 Prozent der Angestellt­en Inhaber eines H-1B-Vi- sums. Auch Microsoft, Intel, Amazon und der Chipherste­ller Qualcomm nützen dieses Programm, um beispielsw­eise Programmie­rer aus Indien in die Vereinigte­n Staaten zu holen.

Hilfe von Gott

Trump ortet Missbrauch bei den Firmen. Es gehe gar nicht um die Qualifizie­rung, sie wollten nur billigere Arbeitskrä­fte haben. USAmerikan­er, die genauso qualifizie­rt seien, blieben auf der Strecke oder würden wegen der ausländisc­hen Arbeiter ihren Job verlieren. Eine konkrete Anordnung, wie das Visaprogra­mm zu ändern ist, enthält das Dekret nicht. Vielmehr werden die verschiede­nen Ministerie­n darin aufgeforde­rt, strikter bei der Visavergab­e zu sein.

Präsident Donald Trump vertraut bei seinen Reformen aber offenbar nicht nur auf seine Ministerie­n und den Kongress. Seine Rede in Wisconsin beendete er mit den Worten: „Gott schütze die amerikanis­chen Arbeiter!“

 ?? [ Reuters ] ?? US-Präsident Trump stellte vor Arbeitern in Wisconsin sein Programm vor, um „Amerika wieder groß zu machen“.
[ Reuters ] US-Präsident Trump stellte vor Arbeitern in Wisconsin sein Programm vor, um „Amerika wieder groß zu machen“.

Newspapers in German

Newspapers from Austria