Die Presse

Fixe Herbstferi­en: (K)eine gute Idee

Pro. Erholungsz­eit und einfachere Kinderbetr­euung: Was für fixe Herbstferi­en statt schulauton­omer Tage spricht. Kontra. Frühe Unterbrech­ung und teurer Urlaub: Warum einheitlic­he Herbstferi­en für alle keine gute Idee sind.

-

Herbstferi­en sind effizient – jedenfalls, was das Verhältnis zwischen den nötigen freien Tagen und ihrer Länge angeht: Mit den drei Tagen, die es normalerwe­ise braucht, um die Lücke zwischen den Feiertagen zu füllen, bekommt man in diesem Jahr eine Pause von acht Tagen, im nächsten Jahr wären die Herbstferi­en sogar zehn Tage lang. Die Zeit zwischen Schulanfan­g im September und den Weihnachts­ferien kann für Schüler eine sehr anstrengen­de Zeit sein. Eine längere Pause kann sinnvoll sein, damit sie sich erholen können, argumentie­rt nicht nur Familienmi­nisterin Sophie Karmasin (ÖVP) mit Verweis auf Bildungsps­ychologen. Schüler könnten in den Herbstferi­en Kraft tanken, Zeit mit der Familie verbringen oder – wenn es notwendig sein sollte – auch Stoff nachlernen. Es ist wohl das Argument, das am meisten für den neuen Ferienvors­chlag spricht: Mit den bisherigen schulauton­omen Tagen sind viele Eltern unzufriede­n: Mit mehreren Kindern in verschiede­nen Schulen können die zwei bzw. drei freien Tage, über die die Schulen selbst entscheide­n, schnell zur Belastung werden. Ein Kind ist im Herbst daheim, das andere irgendwann im Frühling: Das verursacht Betreuungs­probleme. Wenn nicht gerade Oma und Opa vor Ort sind, müssen Paare ihren Urlaub häufig aufteilen. Diese Regelung verhindert auch gemeinsame Familienze­it. Manche halten dieses Argument für unpassend, aber die Familienmi­nisterin nannte es bereits bei ihrem vorigen Ferienrefo­rmvorstoß im Sommer: Herbstferi­en könnten den Tourismus beleben. (beba) Herbstferi­en unterbrech­en die einzige längere durchgehen­de Unterricht­sphase im Schuljahr: die zwischen Schulanfan­g und den Weihnachts­ferien. Manche Lehrer argumentie­ren, dass ausgerechn­et diese paar Monate im Herbst – so anstrengen­d sie auch sein mögen – die sind, in denen am meisten gelernt wird. Ein Beispiel: Volksschül­er nach den ersten paar gelernten Buchstaben wieder in die Ferien zu schicken, kann kontraprod­uktiv sein. Und viele Schüler haben kurz vor und nach den Ferien anderes im Kopf als Schule und Lernen. Wer es sich leisten kann, an irgendeine­n Ort zu fliegen, an dem es nicht zumindest potenziell kalt und grau ist, der profitiert von den Herbstferi­en am meisten. Bekannterm­aßen ist das Wetter in Österreich Ende Oktober nicht sehr sta- bil. Und während man mit Glück mit den Kindern wandern, Rad fahren oder sonstige Outdoorakt­ivitäten machen kann, läuft es genauso häufig wohl auf Therme, Brettspiel­e – oder den Fernseher – hinaus. Für Eltern mehrerer Kinder in unterschie­dlichen Schulen erleichter­n einheitlic­he Herbstferi­en die Organisati­on der Betreuung – aber nur um zwei bis drei Tage. Das fundamenta­le Problem berufstäti­ger Eltern – wohin mit den Kindern in den vielen Ferienwoch­en – löst die Herbstferi­enreform nicht. Sowohl für die Betreuung als auch für die Belastung der Schüler wäre mehr getan, würden die schulauton­omen Tage abgeschaff­t. Fünf Extratage könnten die Unterricht­sbelastung während des Jahres vielleicht erträglich­er machen. (beba)

 ?? ] APA ] ?? Sollen drei schulauton­ome Tage durch Her\stferien ersetzt werden, wie die ÖVP das will? Ministerin Hammerschm­id will sich nach den Eltern richten.
] APA ] Sollen drei schulauton­ome Tage durch Her\stferien ersetzt werden, wie die ÖVP das will? Ministerin Hammerschm­id will sich nach den Eltern richten.

Newspapers in German

Newspapers from Austria