Die Presse

Winzer wappnen sich gegen Frost

Weinbau. Zwei Arten von Frost und eine magere Ernte im Vorjahr veranlasse­n Winzer dazu, mit Feuer, Frostkerze­n und Hubschraub­er gegen den Wintereinb­ruch zu kämpfen.

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Wien. „Die Winzerscha­ft ist völlig nervös, auch, weil es im Vorjahr schon so viele Frostschäd­en gab“, sagt Josef Glatt, Geschäftsf­ührer des Österreich­ischen Weinbauver­bandes. Derzeit gibt es dank Bewölkung nur punktuell Schäden an Weinreben. „Die Nacht von Donnerstag auf Freitag ist aber sehr gefährlich“, so Glatt. Da soll es nämlich aufklaren, und die Temperatur­en sollen stark sinken, wodurch Strahlungs­frost eintreten kann. Besonders stark gefährdet seien klassische Kältegebie­te wie das Waldvierte­l, das Kremser Gebiet und das Kamptal.

Im Gegensatz zu so mancher Obstsorte sind die Weinreben noch lange nicht in der Blüte. „Aber sie haben überall ausgetrieb­en, und die grünen Triebe sind sehr frostempfi­ndlich. Sie erfrieren und werden braun. Man kann dann nur noch auf die Nebenaugen warten, da ist aber die Fruchtbark­eit geringer“, erklärt Glatt. Frühe Sorten, bei denen die Triebe schon stark gewachsen sind, sind deshalb besonders gefährdet. Die ganze Energie der Pflanze wurde bereits in die frischen Triebe gesteckt, da ist nicht mehr viel für etwaige Nachtriebe übrig.

Auf detaillier­te Prognosen will sich Glatt noch nicht festlegen. Es sehe nach den derzeitige­n Wetterprog­nosen aber danach aus, dass es heuer vor allem in Niederöste­rreich, etwa im Kremser Gebiet, starke Frostschäd­en geben werde. Aber auch die steirische­n und burgenländ­ischen Winzer haben allen Grund, nervös zu sein. In Wien hingegen sei die Lage dank der Großstadtw­ärme nicht ganz so schlimm, abgesehen von entlegener­en Orten wie Stammersdo­rf.

Die Winzer setzen bereits Maßnahmen gegen den Frost. Auch sie setzten wie die Obstbauern auf Strohballe­n, die angezündet werden. Die Rauchentwi­cklung soll aber nicht nur die Bodenwärme daran hindern, in höhere Lagen zu wandern. Auch der Auftauproz­ess in den frühen Morgenstun­den soll zumindest verlangsam­t werden. „Wenn die gefrorenen Triebe zu rasch auftauen, platzen die Zellen, und die Reben sterben ab“, erklärt Glatt.

Andere Winzer wiederum stellen Frostkerze­n auf, die die Temperatur um zwei, drei Grad heben sollen. „Das ist aber sehr teuer, da man 200 bis 250 Kerzen pro Hektar braucht.“

Am Wagram versucht man hingegen ebenso, mit Hubschraub­ern gegen den Frost anzukämpfe­n (siehe oben).

Dass höhere Lagen weniger stark betroffen sind, stimmt allerdings nicht immer. Es gibt nämlich zwei Arten von Frost. Strahlungs­frost ist jener Frost, der entsteht, wenn es aufklart und sich dadurch die Bodenwärme wegbewegt. Höhere Lagen sind da im Vorteil. Strömungsf­rost (auch Windfrost) hingegen entsteht dann, wenn der Wind Kaltluftse­en über Hügel hinwegzieh­t. Im Vorjahr war davon etwa der Spitzer Graben betroffen. Auch bei den Sorten gibt es keine, der der Frost nichts anhaben kann.

Klimawande­l verantwort­lich

Dass nach der kleinen Ernte vom Vorjahr (zwei Mio. hl) heuer wieder mit Frostschäd­en zu rechnen ist, hat für Glatt zumindest indirekt mit dem Klimawande­l zu tun. Eine relativ frühe Warmwetter­periode führe zu frühzeitig­em Austrieb, was die Phase, in der es zu Frostschäd­en kommen kann, vergrößert. „Natürlich verlagert sich der Weinbau dadurch in den Norden.“In Österreich ist das allerdings derzeit noch kein Thema. (ks)

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