Kurzer Prozess auf dem Lieblingsbelag
Tennis. Dominic Thiem ist ganz nach Wunsch in seine Sandplatz-Saison gestartet, in Monte Carlo zog er souverän ins Achtelfinale ein. Dort wartet mit dem Belgier David Goffin ein „Horrorgegner“– und ein richtungsweisendes Duell.
Monte Carlo. Eine 25-tägige Turnierpause hatte Dominic Thiem eingelegt, in der Südstadt mit Coach Günter Bresnik am gesamten Repertoire gefeilt, von Aufschlag bis Stoppball. Stark, aber nicht überragend war seine bisherige Saison 2017, das Fazit nach Australien, Südamerika (Turniersieg in Rio), Indian-Wells-Viertelfinale und zuletzt einer Miami-Auftaktniederlage: Thiem hat heuer noch nicht so gut gespielt, wie er es könnte.
In Monte Carlo kehrte Österreichs Nummer eins nun zurück und eröffnete die Sandplatzsaison in äußerst souveräner Manier. 6:3, 6:2 in nur 61 Minuten, Robin Haase hatte beim Masters-1000 im Fürstentum keine Chance gegen den Niederösterreicher, im direkten Duell stellte Thiem auf 2:2. Die Nummer 46 der Welt war noch kein allzu großer Prüfstein, immerhin gehört Thiem an der Cote d’Azur durchaus zu den Mitfavoriten. Dennoch: Der Weltranglistenneunte gab zu, angesichts der zwei Niederlagen in früheren Duellen mit Respekt vor Haase angetreten zu sein. Der Niederländer dominierte einst in Kitzbühel (Turniersiege 2011, 2012), besiegte Thiem dort 2015 im Davis Cup klar, ein Jahr zuvor außerdem in Wien.
Inzwischen aber ist der 23-jährige Österreicher achtfacher Tur- niersieger und seit Juni 2016 Stammgast in den Top Ten der Welt. In Monte Carlo war Haase von Beginn an in Bedrängnis, Thiem dominierte mit Kick-Service und harten Topspin-Grundschlägen. Er gewann 25 von 29 Punkten bei erstem Aufschlag, nutzte vier von fünf Breakchancen und ließ nur früh im ersten Satz ein einziges Break zu, das er sich umgehend zurückholte. „Meine Schläge waren sehr aggressiv, ich habe ihn früh unter Druck setzen können. Speziell der Return war sehr gut, von weiter vorne gespielt. Das habe ich verbessert“, sagte Thiem nach seinem Achtelfinaleinzug.
Dort war er im Vorjahr am späteren Turniersieger Rafael Nadal gescheitert, heute trifft der als Nummer sechs gesetzte Thiem auf David Goffin. Der Belgier ist Trainingspartner, Freund, und vor allem einer seiner härtesten Widersacher, ein „Horrorgegner“, wie Thiem erklärte. Im direkten Duell steht es 3:5, Goffin gewann zuletzt im Achtelfinale von Melbourne in vier Sätzen, im Viertelfinale der Open 2016 aber siegte Thiem, ebenfalls in vier Sätzen. Auf Sand spiele er lieber gegen den Weltranglisten-13., meinte der Österreicher. „Da habe ich schon zweimal gewonnen.“
Die Bilanz gegen Topstars
Goffin stand heuer schon in zwei Endspielen (Sofia, Rotterdam), seit mittlerweile zwei Jahren liegt er zwischen Platz zehn und 20 der Weltrangliste. Der Sprung ganz nach vorne aber gelang dem Kitzbühel-Sieger von 2014 (Finalsieg gegen Thiem) noch nicht, seine Bilanz gegen Top-Ten-Spieler lautet 5:32 (bei Thiem 6:19). In Monte Carlo ist der 26-Jährige nach zwei Runden noch ohne Satzverlust, gegen Nicolas Almagro, einen ehemaligen Top-Ten-Mann, lag er schon 1:5 zurück, gab danach aber nur noch ein Game ab und siegte 7:5, 6:1. Ein echter Prüfstein für Thiem also auf seinem Lieblingsbelag. „Ein sehr schwieriges Match früh im Turnier.“(joe)