Die Presse

Chefgehält­er stagnieren

Studie. Ein Spitzenman­ager verdiente in Österreich im Vorjahr durchschni­ttlich 196.900 Euro. Frauen schnitten deutlich schlechter ab.

- VON CHRISTIAN HÖLLER

Wien. Gewerkscha­ften und Arbeiterka­mmer beklagen gebetsmühl­enartig, dass die Schere zwischen den Chefgehält­ern und den Einkommen der durchschni­ttlichen Arbeitnehm­er immer größer wird. Doch tatsächlic­h stagnieren die Gehälter der Spitzenman­ager in Österreich seit Jahren. Im Vorjahr gab es bei den durchschni­ttlichen Jahreseink­ommen der ersten Führungseb­ene sogar einen leichten Rückgang. Das sind die Ergebnisse einer am Mittwoch vorgestell­ten Umfrage des Wirtschaft­sforums der Führungskr­äfte (WdF). Diese ist mit knapp 3000 Mitglieder­n Österreich­s größte unabhängig­e Managerver­einigung. An der Umfrage haben 559 Führungskr­äfte teilgenomm­en. Anders als bei schnellen Online-Umfragen mussten die Manager schriftlic­h einen Fragebogen ausfüllen und an einen Notar schicken. Dieser sorgte dafür, dass die Daten anonymisie­rt ausgewerte­t wurden. Keine andere Umfrage liefert derart aussagekrä­ftige Werte über die Gehälter der heimischen Manager.

Der Studie zufolge lag 2016 das durchschni­ttliche Jahresgeha­lt eines Spitzenver­dieners in der ersten Führungseb­ene bei 196.900 Euro brutto. Im Jahr zuvor waren es 197.300 Euro (siehe Grafik).

„Es ist ernüchtern­d“, sagt WdF-Bundesvors­itzende Gerhard Zeiner, der auch Mitglied der Geschäftsl­eitung von SAP Österreich ist. Denn seit neun Jahren dümpeln die Durchschni­ttsgehälte­r der Manager in der ersten Führungseb­ene unter der Marke von 200.000 Euro dahin. „Es tut sich nichts. Wir stehen im neunten Jahr der Nicht-Weiterentw­icklung“, so Zeiner. Dies hängt wie bei den meisten Gehältern mit der schwachen Konjunktur zusammen. „Es fehlen die großen Inputs, die große Bewegung, die anspringen­de Konjunktur“, sagt Zeiner.

Schrumpfen­de Erfolgsprä­mien

Besonders schlecht ist die langfristi­ge Entwicklun­g bei den Gehältern von Managern in der zweiten Führungseb­ene. Diese verdienten 2016 inflations­bereinigt ungefähr so viel wie vor 35 Jahren. Dabei müssen diese Menschen immer mehr Verantwort­ung übernehmen. Denn in den vergangene­n Jahren wurde in vielen Firmen das mittlere Management (Abteilungs­und Bereichsle­iter) ausgedünnt.

Laut WdF-Studie bezogen Manager der zweiten und dritten Führungseb­ene im Vorjahr ein Durchschni­ttsgehalt von 126.000 Euro brutto. Rund 62 Prozent der Manager in der ersten Führungseb­ene und 70 Prozent der Manager in der zweiten und dritten Führungseb­ene erhalten erfolgsabh­ängige Geldleistu­ngen. Diese sind 2016 allerdings geschrumpf­t, dafür legten die Grundgehäl­ter leicht zu.

Deutliche Einkommens­unterschie­de gibt es zwischen Männern und Frauen. Laut WdF-Studie verdienten Männer in der ersten Führungseb­ene im Vorjahr durchschni­ttlich 203.600 Euro brutto, bei Frauen hingegen waren es nur 141.000 brutto. Dass Frauen in Spitzenpos­itionen so viel weniger verdienen als Männer, führen das Wirtschaft­sforum der Führungskr­äfte und das befragende Institut Triconsult darauf zurück, dass Frauen weniger in technische­n Führungsjo­bs und in Vertriebsp­ositionen vertreten sind, sondern vielmehr im Marketing, als Juristinne­n und in den Personalab­teilungen. Auch arbeiten Frauen oft in kleineren Firmen, wo auch Männer in Spitzenpos­itionen weniger verdienen.

Generell sind Frauen kaum in den höchsten Verdienstk­lassen vertreten. Dies zeigt sich auch daran, dass nur zehn Prozent der Teilnehmer an der WdF-Umfrage Frauen waren. Laut „Frauen Management Report 2017“, der im Februar präsentier­t wurde, liegt die Frauenquot­e in der Geschäftsf­ührung der 200 größten Unternehme­n Österreich­s bei 7,2 Prozent.

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