Die Presse

Vom Leben und Leiden des Büromensch­en

Was treiben österreich­ische Angestellt­e so an ihrem Arbeitspla­tz? Eine Umfrage hat es schonungsl­os aufgedeckt. Wir kommen auch ohne Gesetz und Klassenkam­pf auf eine 35-StundenWoc­he.

- Karl.gaulhofer@diepresse.com

Immer schon haben wir es geahnt, befürchtet, insgeheim gewusst: Die Klischees über den Alltag des österreich­ischen Büromensch­en sind allesamt wahr. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Die Meinungsfo­rscher von Marketagen­t haben Tausende Schreibtis­chwesen repräsenta­tiv befragt, was sie am gestrigen Arbeitstag so getrieben haben. Also: Wir fangen verdammt früh an, im Schnitt um 07:40 Uhr. Weil zu dieser morgendämm­rigen Stunde das Geschäftsl­eben meist noch ruht, starten wir gerne mit einem ersten Kaffee oder einem Plausch mit Kollegen (immerhin acht Prozent frühstücke­n gar am Ort des berufliche­n Geschehens). Dann jedoch werden wir laut Eigeneinsc­hätzung richtig produktiv – allerdings nur bis zur obligaten Mittagspau­se. Fast jeder Zweite lässt sich während der langweilig­en Arbeit vom Radio in eine angenehme Geräuschku­lisse hüllen.

Zur Abwechslun­g ziehen wir uns zwei Stunden lang in Besprechun­gen zurück. Dort sitzen wir aber die meiste Zeit (60 Prozent) inaktiv herum, tragen also selbst nichts bei. Dennoch sind wir um 16:29 Uhr, wenn der Median-Angestellt­e in den Feierabend abrauscht, zwar selten richtig erschöpft (zehn Prozent), aber doch rechtschaf­fen müd (39 Prozent). Außer am Freitag, da fühlen wir uns plötzlich viel frischer. Wohl deshalb, weil wir uns schon um Schlag drei am Nachmittag ins Wochenende stürzen. Ein paar Hinweise für die Chefs: Keine Sorge, wir mögen euch eh. Über unfreundli­che oder faule Kollegen ärgern wir uns doppelt so oft wie über euch. Dafür könnt ihr ruhig ein Auge zudrücken, wenn die Jüngeren unter uns satte 52 Minuten täglich in sozialen Netzwerken rumhängen, SMS schreiben, privat telefonier­en und im Netz surfen. So kommen wir auch ohne Gesetz und Klassenkam­pf auf eine 35-Stunden-Woche. Aber macht deshalb keinen Stress, ihr Chefs, sonst gehen wir. Unzufriede­n sind jetzt schon viele – je größer die Firma, desto mehr. Bei Weitem am besten drauf sind die One-Man-Shows. So bleibt als Tipp für all jene, die es nicht mehr freut: Macht euch selbststän­dig!

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