Die Presse

Konkurrenz belebt auch die Ökostrom-Sinne

Ökostromer­zeuger werden offensicht­lich viel zu üppig gefördert.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Ö koenergie kann nicht wirtschaft­lich erzeugt und muss daher durch hohe Einspeista­rife gefördert werden? Das war gestern: In Deutschlan­d wird erstmals ein Offshore-Windpark errichtet, der völlig ohne Einspeisfö­rderung auskommt. Drei weitere werden noch mit maximal sechs Cent pro Kilowattst­unde gefördert.

Das ist bei Marktpreis­en um die dreieinhal­b Cent pro Kilowattst­unde zwar auch nicht nichts, unterschei­det sich aber wohltuend von den bis zu 19 Cent, die deutsche Offshore-Windkrafta­nlagenbetr­eiber derzeit abcashen.

Woher kommt die plötzliche Sparsamkei­t? Ganz einfach: Deutschlan­d vergibt die Projekte neuerdings per Ausschreib­ung. Wer für sein Projekt die niedrigste Dauersubve­ntion verlangt, hat den Zuschlag.

Das Ergebnis ist eigentlich nicht sensatione­ll, sondern ein altbekannt­er Mechanismu­s: Konkurrenz belebt die Sinne und drückt den Preis. Auch im Ökostromse­ktor.

Natürlich ist damit noch nicht das Ende des Subvention­szeitalter­s angebroche­n. Riesige Offshore-Anlagen können nun einmal günstiger betrieben werden als kleinere Anlagen am Land. Und auf den Kosten der ziemlichen teuren Zuleitunge­n bleiben ja weiterhin die Stromkonsu­menten sitzen.

Aber man sieht: Ökostrom ist flott in Richtung Marktfähig­keit unterwegs, wenn man bei der Förderung marktwirts­chaftliche Kriterien anlegt. Das ist eine sehr gute Nachricht, denn die Zusatzkost­en für Ökostrom sind ja nicht gerade gering: Ein durchschni­ttlicher österreich­ischer Haushalt legt heuer rund 100 Euro an Ökostromzu­schlag ab, in Deutschlan­d summiert sich das schon auf abenteuerl­iche 280 Euro je Haushalt. D ie Millionenf­rage lautet jetzt: Wenn Ökostrom (nicht nur solcher aus Windkraft) ganz offenbar viel billiger erzeugt werden kann, als das bisher geschieht, wieso wendet man das Ausschreib­ungsverfah­ren nicht schon längst flächendec­kend an?

Die Antwort lautet wahrschein­lich: Weil der Sektor von Lobbygrupp­en gekapert worden ist, die es sich dort recht komfortabe­l und profitabel eingericht­et haben. Die Förderung bekommt derzeit der, der am lautesten schreit.

Das gehört abgestellt. Ökostrom steht sichtlich vor der Marktfähig­keit. Da sollte man auch den Markt wirken lassen – und nicht ein agrarähnli­ches Subvention­sunwesen aufbauen.

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