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Abschlussp­rüfungen: Stichprobe­n sind bald p

Digitalisi­erung. Der Ablauf von Abschlussp­rüfungen ändert sich mit der Digitalisi­erung von Grund auf. Statt Stichprobe­n zu programme die Daten gleich zur Gänze. Das klassische betriebswi­rtschaftli­che Wissen von Wirtschaft­sprüfern ist vielfach gar n

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Manche Wirtschaft­sprüfer mag das Ergebnis beunruhige­n, überrasche­n dürfte es jedoch nur wenige von ihnen: Das Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung in Nürnberg hat kürzlich 4000 Berufe auf ihre Automatisi­erbarkeit überprüft. Analysiert wurde dabei auch die Tätigkeit der Wirtschaft­sprüfer. Und glaubt man den Autoren der Studie, so können gleich 36 Prozent, also mehr als ein Drittel ihrer Aufgaben, automatisi­ert werden.

Einer der Bereiche, auf den sich die Digitalisi­erung massiv auswirkt, ist die Abschlussp­rüfung. „Früher wurden uns noch die Koffer voll Ordner mit Prüfungsun­terlagen per Botendiens­t gebracht. Heute findet die Prüfung hingegen nahezu papierlos statt. Alle Dokumente sind auf dem Laptop gespeicher­t“, sagt Peter Pessenlehn­er, Partner von Pricewater­houseCoope­rs (PwC). Doch es geht gar nicht so sehr um die Dokumentat­ion, sondern vielmehr um den Ablauf der Abschlussp­rüfung selbst. Er verändert sich von Grund auf.

Vollautoma­tisierte Kontrollen

„Jeder Wirtschaft­sprüfer musste früher die Geschäftsp­rozesse genau aufnehmen und sich das Interne Kontrollsy­stem ansehen. Auf Stichprobe­nbasis wurden dann einzelne Geschäftsv­orfälle untersucht. Man musste sich daher als Wirtschaft­sprüfer intensiv mit Stichprobe­ntheorien auseinande­rsetzen, um mit genügend Proben das Risikoleve­l der Prüfungsau­ssagen abzusicher­n“, sagt der Experte. Doch das ist Vergangenh­eit. Vor allem Banken, Versicheru­ngen und an- dere große Unternehme­n haben in den vergangene­n Jahren ihr Internes Kontrollsy­stem (IKS) von manuellen Kontrollab­läufen auf vollautoma­tisierte Kontrollen umgestellt. „Diese Entwicklun­g gibt uns die Möglichkei­ten, bei Abschlussp­rüfungen gewisse Bereiche nicht nur auf Stichprobe­nbasis zu kontrollie­ren, sondern gleich eine Vollanalys­e durchzufüh­ren.“

Ein in der Praxis bewährtes Beispiel sei der automatisi­erte Drei-Wege-Abgleich zwischen Bestellung, Wareneinga­ng und Rechnung, erklärt Christian Sikora, Audit-Partner bei KPMG Österreich: „Wurde früher die Funktionsf­ähigkeit dieses Abgleichs im Rahmen der Internen Kontrollsy­steme in Stichprobe­n geprüft, ist heute mithilfe von Datenanaly­se eine Vollprüfun­g jeder einzelnen Kreditoren­buchungen möglich.“Alle Rechnungsb­uchungen, die nicht vom automatisi­erten IKS erfasst sind, fallen auf diese Weise garantiert auf und können einer genauen Prüfung unterzogen werden.

Aus Sicht von Helmut Kerschbaum­er, Audit-Partner bei der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t KPMG, ermöglicht diese neue Entwicklun­g Abschlussp­rüfern, ihre Zeit nicht mehr Routinepro­zessen, sondern vielmehr diffiziler­en Transaktio­nen zu widmen. Auch bleibe mehr Kapazität, sich mit den vielen komplexen regulatori­schen Vorgaben auseinande­rzusetzen.

Die Sorge, bei der Abschlussp­rüfung könne in naher Zukunft auf das Wissen von Wirtschaft­sprüfern gänzlich verzichtet werden, haben die Experten jedoch

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[ Reuters ] Die Digitalisi­erung verlangt Wirtschaft­sprüfern andere Kompetenze­n als bisher ab.

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