Die Presse

IBM-Erlösschwu­nd nicht zu stoppen

IT-Industrie. Der Branchenpi­onier verdient zwar mit neuen Sparten wie Cloud-Diensten gut. Aber sie können das Minus im Hardware-Bereich nicht wettmachen. Die Anleger sind nervös.

-

Armonk. Die Durststrec­ke dauert schon sehr lange. Zu lange, meinen Analysten und Anleger und machen ihrem Frust sichtbar Luft. Als das IT-Urgestein IBM am Dienstagab­end die – einmal mehr enttäusche­nden – Zahlen für das Auftaktqua­rtal bekannt gab, stürzte die Aktie nachbörsli­ch an der Wall Street um fast fünf Prozent ab. Der Abwärtstre­nd setzte sich am Mittwoch fort.

Dabei hatte sich das Papier seit einem Jahr tapfer aus einem historisch­en Tief von 117,85 Dollar bis Mitte April auf 197,77 Dollar hochgearbe­itet. Seither bröckelt der Kurs aber wieder ab. Das ist nicht überrasche­nd, vermeldete IBM doch einen weiteren Umsatzrück­gang – der Schwund hält das 20. Quartal in Folge an. Die Erlöse sanken um 2,8 Prozent auf 18,16 Mrd. Dollar. Der Nettogewin­n fiel um 13,1 Prozent auf 1,75 Mrd. Dollar. Damit verfehlte der US-Konzern erstmals seit rund einem Jahr wieder die Prognosen der Analysten. Sie hatten zwar mit einem noch geringeren Gewinn, aber mit höheren Erlösen gerechnet. Die Wall Street habe IBM im vergangene­n Jahr zugutegeha­lten, dass der Konzern umgebaut werde, sagte Analyst Bill Kreher von der Investment­gesellscha­ft Edward Jones. Das müsse aber mit starker Hand vollzogen werden.

Mit dem Strategies­chwenk vom klassische­n Computerhe­rsteller und -Dienstleis­ter zum modernen Anbieter von Cloud-Services, Daten-Analyse, künstliche­r Intelligen­z und Sicherheit­s-Software tut sich der Computerpi­onier, der mit dem Verkauf der PC-Sparte an die chinesisch­e Lenovo im Jahr 2004 einen spektakulä­ren Schritt setzte, aber offenbar sehr schwer.

Doch Konzernche­fin Ginni Rometty lässt nicht locker und beschwört die Aktionäre, ihr Vertrauen zu schenken. Bisher gelingt das allerdings nur teilweise. Zukunftstr­ächtige Bereiche, wie das CloudGesch­äft, auf das auch Rometty setzt, verzeichne­n starkes Wachstum. Der Umsatz in der „Wolke“, wo Anwendunge­n auf Servern fernab vom Kunden ausgelager­t werden, kletterte um 33 Prozent auf 3,5 Mrd. Dollar.

Künstliche Intelligen­z

Weitere Bereiche, auf die Rometty baut, sind neben Sicherheit­s-Software die künstliche Intelligen­z, wo der nach dem Unternehme­nspionier benannte Supercompu­ter Watson eine Schlüsselr­olle spielt.

In der Technologi­e-Sparte, wo der Konzern nach wie vor den größten Teil seiner Einnahmen erzielt, sanken die Erlöse aber um 2,5 Prozent auf 8,2 Mrd. Dollar. Der Geschäftsb­ereich verzeichne­te damit das erste Minus seit drei Quartalen. Der Umsatz mit Großrechne­rn und System-Software, wo IBM sich schon länger kein Wachstum mehr verspricht, brach sogar um 17 Prozent ein.

Gerade im Cloud-Geschäft hat der Konzern mit 380.000 Mitarbeite­rn jedoch enorme Konkurrenz. Zu einem der wichtigste­n Anbieter in diesem Bereich ist der OnlineHänd­ler Amazon geworden. Dessen Tochterges­ellschaft Amazon Web Service (AWS) konkurrier­t direkt mit der Microsoft-Plattform Azure und hat auch noch einen klaren Vorsprung.

Nach Angaben der Marktforsc­hungsgrupp­e Synergy Research hatte Amazon Web Services in seinem Segment zuletzt einen Marktantei­l von 31 Prozent. An zweiter Stelle liegt Microsoft, gefolgt von IBM und Google. Aber auch IBMKonkurr­enten wie Oracle und SAP müssen sich umorientie­ren. Die Kunden steigen immer mehr auf Software um, die sie über die Internet-Cloud abonnieren statt sich teure Lizenzen zu kaufen und bei sich zu installier­en. Das drückt die Rendite, weil viel investiert werden muss und Cloud-Software frühestens nach drei Jahren so viel Gewinn abwirft wie die Softwareli­zenzen. (eid/ag)

 ?? [ Reuters ] ?? Das waren noch goldene Zeiten: IBM in den 60er Jahren.
[ Reuters ] Das waren noch goldene Zeiten: IBM in den 60er Jahren.

Newspapers in German

Newspapers from Austria