Was kommt nach der 1968er-Ära? Und wer schafft die Burg?
Das Burgtheater braucht eine ästhetische Erweiterung. Junge Kräfte mit Profil sind rar. Dafür gibt es tolle Frauen. Sicherheit ist wichtig.
Weitblick abseits des deutschen Regietheaters wäre gefragt.
Karin Bergmann verlässt das Burgtheater 2019 geordnet. Das Budget ist großzügig. Wer allerdings Repertoire-Vorstellungen besucht, stellt fest, dass die Auslastung teils mäßig ist. Die Burg, seit Jahrzehnten fest in der Hand des deutschen Regietheaters, braucht nach dem Abtreten der 1968er-Revolutionäre neue Impulse, Relevanz, Aufreger. Multimedia gibt es viel, fremdsprachige Regisseure kaum – und zu wenige neue Schauspieler. Die Burg-Direktion wurde ausgeschrieben. Wer kommt infrage? Wieder eine Frau? Zuletzt haben Frauen in den Direktionen erfreulich aufgeholt.
Die Ausrede „leider zu unerfahren“zieht nicht mehr. Hier ein paar Namen. Die ruhig-sachliche Bettina Hering ist ab heuer Schauspielchefin der Salzburger Festspiele; Iris Laufenberg leitet mit einer Fülle von Ideen, politisch engagiert und witzig, seit 2015/16 das Grazer Schauspielhaus. Regisseurin Karin Beier schlägt sich am schwierigen Hamburger Schauspielhaus tapfer durch, ihr Vertrag läuft noch bis 2021; Barbara Frey beendet 2019 ihre Intendanz am Zürcher Schauspielhaus. Eine einfallsrei- che Regisseurin ohne Intendanzerfahrung ist Karin Henkel (heuer in Salzburg). Und eine Institution für sich ist natürlich Andrea Breth.
Nun zu den Herren: Martin Kusejsˇ Vertrag am Bayerischen Staatsschauspiel in München läuft noch bis 2021. In Hamburg findet ab 25. Mai das Theater-der-Welt-Festival statt, einer der Leiter ist der ehemalige BurgChefdramaturg und Intendant des Thalia-Theaters, Joachim Lux, der sich sehr gut mit österreichischer Literatur auskennt. Wie auch Andreas Beck (seit 2015 Chef in Basel). Ein wichtiger Regisseur, der oft an der Burg inszeniert hat, ist Michael Thalheimer. Ulrich Khuons Vertrag am Deutschen Theater in Berlin läuft bis 2019. Nach den Finanzturbulenzen wird Sicherheit bei der Kür der Burg-Direktion eine Rolle spielen. Beim Volkstheater sieht man, dass auch mit viel Fantasie große Häuser schwer zu füllen sind.
Aber zu kleinmütig sollte man auch nicht sein. Wie wär’s mit einem Feuerkopf wie Simon Stone? Fremdsprachigen Regisseuren? Filmaffinen? Rufus Norris führt das National Theatre London, Rupert Goold das Almeida – und E´ric Ruf die Come´die Francaise.¸ Vielleicht bewirbt sich eine Filmproduzentin, ein Kurator, ein Schauspieler? Das Nachfolgespiel ist eröffnet.