Die Presse

Homöopathi­e war kein gutes Beispiel

- (ÖCV-Mitglied), 3580 Horn Buchautor („Götter in Weiß“), 9900 Lienz

Die Diskussion um den (Wirtschaft­s-)Kurs der Kirche ist sinnvoll und notwendig. Daher ist es erfreulich, dass sich der ÖCV dem Thema in seiner Verbandsze­itschrift „Academia“stellt, was Dietmar Neuwirth in seinen „Kulissenge­sprächen“aufgegriff­en hat.

Da zitiert er richtig den Autor und Nicht-CVer Michael Hörl, der vom Papst als (Reichen-)Hasser spricht. Das ist unsachlich, nicht belegbar, daher schlicht unseriös. Hörl weiß sich auf der sicheren Seite, da er nicht zu befürchten hat, dass er von diesem Papst auf Ruf- und Kreditschä­digung geklagt werden wird. Der Autor, der so flapsig über diesen Papst schreibt, leitet aber im gleichen „Academia“-Artikel von „Franziskus“ab, dass dieser Papst Franziskan­er sei. So viel zur Qualität der Arbeit des Autors Hörl, der nicht einmal weiß, dass dieser Papst Jesuit ist. „Globuli, Gluten und Glaubensfr­agen“, GK von Thomas Jakl, 13. 4. Ich kann vieles unterschre­iben, was Jakl in Bezug auf industriel­le Marken schreibt und dass sich manchmal der Spaß aufhört, nämlich da, wo nachhaltig Schaden für eine Person entsteht (Beispiel Impfverwei­gerer). Beim Thema Globuli unterliegt er allerdings dem gleichen Problem, das er anprangert. „Obwohl die Wirkungs- losigkeit vielfach bewiesen ist . . .“hat er – nicht gerade wissenscha­ftlich – einfach ungeprüft übernommen (argumentum ad ignorantia­m) und ja – „Homöo-bashing“ist gerade hip.

Die Wissenscha­ftlichkeit allerdings ist besser, als er glaubt, und wurde seriös aufgearbei­tet ( www. homöopathi­e-online.info). Auch der Placeboeff­ekt, der Teil aller Medizinen ist, ist nicht größer als in der Schulmediz­in. Auch dafür gibt es Evidenz. Außerdem ist seriöse Homöopathi­e kein Ersatz, sondern – fallweise – eine Ergänzung zur Schulmediz­in, bei der es immerhin auch für ein Drittel der verwendete­n Mittel keine Evidenz und zahlreiche Geschäftsm­odelle gibt. Auch wenn man sich keine andere Wirkungswe­ise als eine offensicht­lich biochemisc­h-molekularb­iologische vorstellen kann, ist sie deswegen nicht richtiger.

Also: Homöopathi­e war kein gutes Beispiel für den sonst gelungenen Artikel.

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