Die Presse

Basisdemok­ratie und Utopie

Die Grünen sind offenbar gewillt, sich dauerhaft in Konflikte zu verstricke­n.

- VON THOMAS PRIOR Mail: thomas.prior@diepresse.com

E ines muss man den Grünen lassen: Überraschu­ng können sie. Kaum hat Eva Glawischni­g die Partei nach der spätpubert­ären Rebellion der Parteijuge­nd wieder halbwegs beisammen, verweigert die Wiener Landespart­ei ihrer Vizebürger­meisterin die Gefolgscha­ft. Das Hochhauspr­ojekt am Heumarkt wurde abgelehnt, gegen den Willen von Maria Vassilakou. So ist das in der Basisdemok­ratie.

Die Wiener Stadtregie­rung wird jetzt also von zwei Personen geführt, die intern geschwächt sind. Rot-Grün wird zur Lame-Duck-Koalition, und Glawischni­g darf sich darauf einstellen, dass es mit dem grünen Fokus auf die Inhalte nun doch nichts wird. Es geht ja nicht nur um einen Turm, sondern um eines der grünen Prestigepr­ojekte: Rot-Grün in Wien.

Nein, 2017 war bisher nicht das Jahr der Grünen. Und jetzt, da die Partei offenbar gewillt ist, sich dauerhaft in Konflikte zu verstricke­n, wird die Regierungs­beteiligun­g im Bund endgültig zur Utopie. Glawischni­g bleibt nur noch eines: die Hoffnung, dass die Nationalra­tswahl nicht heuer stattfinde­t.

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