Michael Ludwigs Bekenntnis zu seinem Traumjob
SPÖ. Wiens Wohnbaustadtrat hat erstmals laut gesagt, dass er sich vorstellen kann, Häupls Nachfolge anzutreten. Unterstützung aus dem Bund und gute Umfragewerte geben ihm Auftrieb. Seine Aussage verstimmt allerdings das linke Lager – und bringt Spannung i
Wien. Ja, er will. Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) verhielt sich bisher zurückhaltend und diplomatisch, wenn er gefragt wurde, ob er Michael Häupls Nachfolge als Bürgermeister antreten möchte. „Wir werden Kandidaturen gemeinsam in den Gremien diskutieren, und entscheiden“, sagte er stets. Eine Woche vor dem Wiener Landesparteitag am 29. April bekannte er sich nun offen zu seinen Karrierewünschen.
„Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich bereit bin, Verantwortung zu übernehmen“, sagte er in einem Krone-TV-Interview am Donnerstagabend. Und: „Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass in den letzten Tagen sehr viel Zustimmung von politischen Entscheidungsträgern aber auch aus der Bevölkerung gekommen ist. Das motiviert mich.“
Gemeint ist damit wohl auch die Unterstützungserklärung der Nationalratspräsidentin und SPÖLiesing-Chefin Doris Bures. Sie sagte vor wenigen Tagen, dass sie Ludwig für eine „hervorragende Nachbesetzung Häupls“hält.
Beliebter als Häupl
Dass sie selbst kandidieren könnte, schloss sie explizit aus: „Ich bin Nationalratspräsidentin und genieße manchmal vom Parlament aus den Blick aufs Rathaus, schließe aber aus, dorthin zu übersiedeln.“
Bures war in den vergangenen Monaten immer wieder als Plan B des Häupl-Kritiker-Lagers gehandelt worden. Falls die parteiinternen Streitigkeiten Ludwig so sehr beschädigen, dass er nicht mehr als Kandidat durchzubringen ist, könne man sie ins Rennen schicken, hieß es.
Nach Beschädigung sieht es allerdings nicht aus: Laut aktuellem APA/OGMVertrauensindex ist Ludwig der beliebteste Politiker Wiens und hat Häupl überholt, der bisher die Nummer eins war.
Aber auch der neue Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky überholte den Bürgermeister und ist somit der zweitbeliebteste Politiker der Stadt. Er ist der Wunschnachfolgekandidat des linken Flügels – anders als Ludwig hat sich Czernohorszky dazu aber noch nicht geäußert und zeigt auch sonst wenig Ambitionen.
Streichorgien befürchtet
Ob Czernohorszky überhaupt eine Chance hätte, hängt stark vom Termin für die nächsten Nationalratswahlen ab, an den Häupls Rücktritt geknüpft ist. Weil es auf Bundesebne innerkoalitionär zwischen SPÖ und ÖVP häufig kriselt, ist immer wieder von vorgezogenen Wahlen die Rede. Regulär wird im Herbst 2018 gewählt. Sollte ein früherer Termin realisiert werden, hätte Czernohorszky wohl kaum genug Zeit, sich entsprechend zu positionieren.
Ob es für Ludwig dienlich war, sich eine Woche vor dem Parteitag zu deklarieren, ist fraglich. Häupl wird wieder als Parteichef kandidieren, Ludwig tritt als sein Stellvertreter an. Um zu zeigen, dass er für den Bürgermeisterposten prädestiniert ist – und die Mehrheit ihn unterstützt – muss er ein möglichst gutes Wahlergebnis erzielen.
Der Frieden zwischen den beiden SPÖ-Lagern ist brüchig – Ludwigs offenes Bekenntnis sorgt nun im linken Lager wieder für Verstimmung und Verwunderung. Beide Flügel hatten sich zwar geeinigt, einen harmonischen Parteitag fördern zu wollen – das gegenseitige Misstrauen ist allerdings nach wie vor groß. So befürchten beide Seiten, dass sich die andere nicht an die Abmachungen halten wird – und akkordiert Kandidaten von der Liste gestrichen werden.
Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich bereit bin, Verantwortung zu übernehmen.“ Michael Ludwig Wiener Wohnbaustadtrat