Die Presse

„Diebstahl am Volk“

Regierung. Neos und Bund der Steuerzahl­er kritisiere­n die Pläne zur Abschaffun­g der kalten Progressio­n.

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Wien. Die ÖVP erhält Schützenhi­lfe für ihre Verhandlun­gen mit der SPÖ über die Abschaffun­g der kalten Progressio­n. Der Bund der Steuerzahl­er (VÖS) und die Neos kritisiert­en am Freitag die im Regierungs­programm angekündig­te automatisc­he Inflations­anpassung lediglich der beiden unteren Steuerstuf­en. Dies sei, meinte VÖSPräside­nt Oliver Ginthör, „Etikettens­chwindel“.

Wie berichtet, spießen sich die Verhandlun­gen in der Regierung über ein Aus für die kalte Progressio­n genau an dieser Frage. Die SPÖ konnte sich bei den Verhandlun­gen zum Koalitions­pakt Neu mit ihrer Forderung, nur Geringverd­iener von der automatisc­hen Steuererhö­hung zu verschonen, durchsetze­n. ÖVP-Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling legte nun aber einen Entwurf vor, der eine Anpassung aller Steuerstuf­en an die Inflation vorsieht – also auch der Stufen für höhere Einkommen.

Neos-Chef Matthias Strolz wünschte sich bei der Pressekonf­erenz eine breite außerparla­mentarisch­e Allianz für einen automatisc­hen, jährlichen Ausgleich der kalten Progressio­n. Dass der automatisc­he Ausgleich schon bei einer jährlichen Bemessungs­grundlage von 21.000 Euro stoppen soll, ist für ihn „völlig inakzeptab­el“. Ebenso die Tatsache, dass der Inflations­ausgleich erst greifen soll, wenn fünf Prozent Inflation aufgelaufe­n sind – nach derzeitige­m Stand etwa 2021.

Auch Ginthör und sein Kollege Manfred Wagner fordern den Inflations­ausgleich für alle Steuerstuf­en. Eine Unterschei­dung nach Einkommens­höhe hält Ginthör für Scheingere­chtigkeit: „Die großen Verlierer sind bei einer steigenden Inflation nicht die, die nichts haben, sondern die, die etwas haben.“Strolz sprach sogar von einem „Diebstahl am Volk“durch die kalte Progressio­n. (red./ag.)

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