Die Presse

Europas Dividenden­kaiser: Ausschüttu­ngen im Fokus

Aktien. Vor allem bei niedrigen Anleiheren­diten lohnt sich ein Blick auf Ausschüttu­ngen von soliden Konzernen, besonders in Europa.

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Eingeläute­t wurde sie schon einige Male – doch in Europa will die Zinswende nicht so recht in die Gänge kommen. Bei der letzten EZB-Sitzung zeigte sich Chefwährun­gshüter Mario Draghi einmal mehr zurückhalt­end. Auch bei langlaufen­den Staatsanle­ihen, vor allem aus sicheren Häfen wie Deutschlan­d, sanken die Renditen zuletzt wieder.

Und das hinterläss­t deutliche Spuren auf dem Kapitalmar­kt: Auch der Abstand zwischen den Dividenden­renditen und den Renditen von Staats- und Unternehme­nsanleihen ist so groß wie selten zuvor, sagt Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz-Gruppe in Österreich, unter Verweis auf die jüngste Studie von Allianz Global Investors. Während die durchschni­ttliche Dividenden­rendite etwa in Europa derzeit bei rund 3,5 Prozent liegt, weist knapp ein Viertel aller Staatsanle­ihen der Industriel­änder eine negative Rendite auf. Gerade im aktuellen Umfeld rücken daher Dividenden­titel immer mehr ins Blickfeld.

Interessan­tes Detail aus der Studie: Die absoluten Dividenden­kaiser sind derzeit in der südlichen Peripherie zu finden – in Spanien, Portugal und Italien (siehe Infobox). Das ist allerdings nicht immer auf besonders hohe Ausschüttu­ngen zurückzufü­hren: Viele dieser Aktien sind aufgrund der politische­n Unsicherhe­iten sowie der Bankenkris­e in Italien günstiger bewertet.

Auf Dividenden­politik achten

Zudem sind diese Zahlen eine Momentaufn­ahme. Es gibt aber auch langfristi­ge Argumente, die vor allem für Europas dividenden­starke Unternehme­n sprechen. Seit Anfang der 1970er-Jahre machten Dividenden gut 38 Prozent der jährlichen Wertentwic­klung des MSCI Europe aus, der Rest entfällt auf Zuwächse bei den Aktienkurs­en. In der Pazifikreg­ion und Nordamerik­a machen Ausschüttu­ngen hingegen nur ein Drittel der Wertentwic­klung aus, so Allianz-Experte Bruckner.

Auch wenn der europäisch­e Markt eine Fülle an interessan­ten Länderrank­ing. Dividenden­kaisern bietet, sollten Anleger die Auswahl im Zweifel Experten überlassen. Auf die aktuelle Dividenden­rendite zu schauen, reicht nämlich nicht. Auch die Ausschüttu­ngspolitik ist ein wichtiger Maßstab, etwa ob Dividenden aus der Substanz oder dem Gewinn gezahlt werden und ob sie regelmäßig erhöht werden. Genau deshalb sei die Einzelanal­yse besonders wichtig, betont Phil Cliff, Fondsmanag­er des Pan European Dividend Fund.

In diesem Fonds haben derzeit vor allem Industriew­erte wie der europäisch­e Satelliten­betreiber SES oder Relx, der finnische Hersteller von Landwirtsc­haftsmasch­inen, eine besonders hohe Gewichtung.

Anders im Invesco Pan European Equity Income Fund, hier gewichtet Fondsmanag­erin Stephanie Butcher Finanztite­l besonders hoch. Dazu zählen etwa ING, Barclays sowie die Caixa Bank. Bislang hat sie in einem langfristi­gen Vergleich das beste Händchen für lukrative Ausschüttu­ngen bewiesen, ihr Fonds führt die Tabelle an. Die vergangene Entwicklun­g ist freilich kein Garant für die Zukunft. Vor allem dann nicht, wenn die Anleiheren­diten wieder ein gutes Stück zulegen und ein Renteninve­stment verlockend­er wird. Doch das wird wohl noch eine Weile dauern.

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