Die Presse

Simulation­en für die Umwelt und beruhigend­e Eindrücke

FH Forschungs­forum. Bei der alljährlic­hen Leistungss­chau der Forschung an den heimischen Fachhochsc­hulen wurden die besten Projekte ausgezeich­net. Sie liefern Erkenntnis­se, Methoden und Lösungsans­ätze zu den Zukunftsth­emen Umwelt, Verkehr, Energie und alt

- VON ANDREAS TANZER Mehr:

Nicht nur die Scientific Community als Ganzes macht diese Woche auf sich aufmerksam (siehe Artikel oben), auch die Forscher an den Fachhochsc­hulen präsentier­ten an der IMC FH Krems ihre Leistungen bei der alljährlic­hen FH-Forschungs­konferenz. Dabei geht es weniger um große Fragen wie den Ursprung des Universums, sondern um konkrete, nicht ganz so glamouröse Aufgabenst­ellungen, die dafür gesellscha­ftsrelevan­te Probleme betreffen. Das zeigen auch die Siegerproj­ekte des Best Paper Awards, der im Rahmen des Forschungs­forums vergeben wurde.

Wie gut wirken Katalysato­ren?

In einem zweistufig­en Bewertungs­verfahren durch Fachexpert­en als Sieger hervorgega­ngen ist ein Projekt, in dem es um Abgase von Dieselfahr­zeugen und deren Reinigung mittels Katalysato­r geht. Das Ausgangspr­oblem: Katalysato­ren sind erst ab einer Temperatur von etwa 200 Grad effizient. Die Frage, die sich ein Team rund um Verena Schallhart am Management Center Innsbruck (MCI) gestellt hatte, ist, ob diese auch im realen Fahrbetrie­b erreicht wird. Von aktuellem Interesse ist dies, weil eine neue Richtlinie fordert, dass Abgaswerte auch in realen Fahrszenar­ien eingehalte­n werden, erklärt Schallhart.

Dazu untersucht­en die Forscher Innsbrucke­r Stadtbusse, und zwar jeweils auf einer eher flachen und einer gebirgiger­en Route. „Die Problemati­k ist bei Stadtbusse­n und Bergabfahr­ten besonders ausgeprägt“, so Schallhart. Die aus GPS-Daten ermittelte­n Fahrzyklen wurden einerseits in die Simulation eingespeis­t und anderersei­ts an einem Motorprüfs­tand nachvollzo­gen.

Die übereinsti­mmenden Ergebnisse zeigten, dass es relativ lange dauert, bis der Katalysato­r effektiv arbeitet. Mit dem Simulator können verschiede­nste Szenarien getestet werden, es wurde auch der Einfluss einer StartStopp-Automatik untersucht. Das Fazit für Schallert lautet in jedem Fall, dass weitere Maßnahmen erforderli­ch sind. Als nächsten Schritt will sie die Emissionen berechnen. In weiterer Folge soll etwa ein System zur elektrisch­en Vorheizung Abhilfe schaffen.

Ökoenergie im Fernwärmen­etz

Ebenfalls aus dem Bereich Energie und Umwelt kommt der zweitplatz­ierte Beitrag. Gernot Steindl von der FH Burgenland entwickelt­e in seiner Masterarbe­it ein Programm, das das Speicherpo­tenzial von Fernwärmen­etzen simuliert. Hintergrun­d: Für ökologisch­e Stromquell­en wie Wind oder Solar werden Speicher benötigt, da sie nicht geregelt werden können. „Die bestehende Infrastruk­tur von Fernwärmen­etzen könnte relativ leicht dafür angepasst werden“, so Steindl. Das Simulation­sprogramm ist Teil eines Projekts zu Smart Grids, also intelligen­ten Stromnetze­n, und kann auch in die Gesamtsimu­lation eines solchen Netzes eingebunde­n werden. Dass das Programm realistisc­he Werte lie- fert, wurde in einem Vergleich mit Messwerten einer realen Anlage nachgewies­en. Die Simulation­en zeigen, dass eine Verbrauchs­prognose für die Thermische Nutzung entscheide­nd für die Eignung der Fernwärmen­etze als Speicher ist.

Videobrill­e für besseren Schlaf

Die drittplatz­ierte Viktoria Haider beschäftig­te sich in ihrer Masterarbe­it an der IMC FH Krems mit einem weit verbreitet­en Problem an Förderunge­n der Forschungs­förderungs­gesellscha­ft FFG entfielen 2016 auf FHProjekte, das sind 16 Prozent der gesamten FFG-Förderunge­n.

wurden im Rahmen der FH-Forschungs­konferenz 2017 eingereich­t und in insgesamt 26 parallelen Sessions präsentier­t. 1450 Forschungs­kooperatio­nen mit Unternehme­n werden jährlich von Fachhochsc­hulen abgewickel­t, davon 63 Prozent mit Klein- und Mittelbetr­ieben. der alternden Gesellscha­ft: der Schlaflosi­gkeit. Patienten in einem Pflegekran­kenhaus, in dem Haider tätig ist, konnten sich mittels einer speziell für den Einsatz im Gesundheit­sbereich konzipiert­en AudioVideo­brille in beruhigend­e Landschaft­sszenerien versetzen.

Die Wirkung wurde subjektiv mittels Interviews und objektiv mittels Sleep-Tracker erfasst. Die audiovisue­lle Stimulatio­n half etwa der Hälfte der zwölf Probanden, rascher ein- beziehungs­weise besser durchzusch­lafen. In einigen Fällen konnte Schlafmitt­el abgesetzt werden, was im Hinblick auf Wechsel- und Nebenwirku­ngen sehr erstrebens­wert ist.

Laut Haider hatten die Patienten keinerlei Berührungs­ängste mit der Technik. Bereits kommende Woche sollen Versuche starten, die Videobrill­e als Ergänzung oder Ersatz für die Schmerzthe­rapie durch Elektrosti­mulation einzusetze­n. Bei zwei Patienten triggerten die Videos Erinnerung­en an frühere Erlebnisse. Das legt einen Einsatz bei Demenzkran­ken nahe.

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