Die Presse

Erinnerung­en an die Kindheit und neue Kunden aus Fernost

Salzkammer­gut. Seeliegens­chaften stehen hier bei neuen und alten Käufern hoch im Kurs.

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Es ist auch heute noch der Inbegriff der gehobenen Sommerfris­che: Auch wenn die Zeiten der „Linienflüg­e“zwischen Wien und St. Wolfgang lang schon genauso vorbei sind wie jene, in denen sich Hollywood-Größen zum Cocktail im Grand Hotel trafen, hat die Region ihren Reiz nie verloren und erlebt derzeit sogar ein kleines Revival, wie Maklerin Marlies Muhr berichtet: „Man spürt, dass derzeit eine neue Generation zu ihren Kindheitse­rinnerunge­n mit Oma und Opa zurückkehr­t“, berichtet sie.

Chinesen in Hallstadt

Vor allem auf die Wiener Käufer übt das Salzkammer­gut nach wie vor eine große Anziehungs­kraft aus. Aber auch eine ganz neue Gruppe von Luxuskunde­n hat plötzlich seine Liebe für Liegenscha­ften vor allem rund um Hallstatt entdeckt: „Das hat natürlich mit dem Nachbau Hallstatts in China zu tun“, so die Inhaberin von Muhr-Immobilien. 2012 wurde Hallstatt II samt See und Rathaus in Boluo in der Provinz Guangdong nachgebaut, dient seitdem als Ausflugszi­el und be- liebte Kulisse für Brautpaare und andere Idyllsuche­nde – und sorgt für einen gewissen Hype rund um das Original. „Ich bin überzeugt, dass die Preise auch durch diese Internatio­nalisierun­g in Asien weiter nach oben gehen werden“, prognostiz­iert die Maklerin.

Wobei auch ohne neue Klientel aus Fernost an den Seen des Salzkammer­guts kein Nachfragem­angel herrscht. Für den Traum vom Seegrund mit Bootshaus und Steg werden an allen Seen absolute Liebhaberp­reise gezahlt, und selbst mit Budgets im soliden Millionenb­ereich müssen sich Käufer auf Wartezeite­n einlassen, denn die Losung lautet zumeist „Gut, aber aus“. Ganz oben auf der Beliebthei­tsliste steht bei internatio­nalen Käufern der Wolfgangse­e, bei den Wienern und Niederöste­rreichern gleichauf mit dem Attersee, gefolgt von Mond- und Traunsee. Wobei neben der Erreichbar­keit die unterschie­dlichsten Gründe eine Rolle spielen. „Da muss jeder seine persönlich­e Liebhabere­i finden“, sagt Alexander Kurz, Inhaber der gleichnami­gen Salzburger Immobilien­kanzlei, „brauch ich Sonne und will segeln, hab ich am Attersee am ehesten Wind. Wenn ich es besonders ruhig mag, ist es am Fuschlsee wunderschö­n.“Und auch das Thema „Sehen und gesehen werden“ist nicht nur auf den Wörthersee beschränkt, sondern findet auch im Salzkammer­gut statt: „Der Altausseer See hat eine sehr hohe Promidicht­e. Hier trifft sich, wer in Politik und Wirtschaft Rang und Namen hat“, weiß Elisabeth Rauscher, Geschäftsf­ührerin Finest Homes Immobilien, „und hier ist auch das Traditions­bewusstsei­n sehr wichtig.“

Was sich auch in der großen Nachfrage nach Luxusimmob­ilien mit historisch­em Charakter ausdrückt. „Im Wunsch nach den traditione­llen Holzbalkon­en und Pawlatsche­n zeigt sich natürlich die Sehnsucht nach der Vergangenh­eit“, berichtet Muhr, und auch Rauscher erlebt diese Suche nach der Schönheit der Vergangenh­eit: Es zählten historisch­er Charme, Herrschaft­lichkeit und Ursprüngli­chkeit, so die Maklerin, „an erster Stelle der Wunschlist­e liegen behutsam restaurier­te Bauernhäus­er mit dem Flair vergangene­r Tage“.

Wobei Pawlatsche­n und Kaisergelb eher in die Kategorie Niceto-have fallen, wie die Makler einhellig betonen, denn ein Gebäude kann mit entspreche­ndem Budget immer passend gemacht werden. Letztendli­ch gehe es um den Grund und Boden als nicht weiter vermehrbar­es Gut, für den Höchstprei­se bezahlt werden. „Der Quadratmet­erpreis hängt natürlich immer auch von der Grundstück­sgröße ab“, erklärt Kurz, „bei einer kleineren Parzelle werden am Atteroder Wolfgangse­e aber bis zu 4500 Euro pro Quadratmet­er gezahlt“,

so der Makler. „Und unter 3500 ist direkt am Wasser derzeit an den Seen gar nichts zu bekommen“, so Muhr. Wobei sich diese Zahlen auf den schlichten Grund und Boden beziehen, allfällige Villen, Gästeund Bootshäuse­r kommen selbstvers­tändlich extra und sorgen für Preise im soliden einstellig­en Millionenb­ereich, „wobei es für ganz besondere Liegenscha­ften hin und wieder auch durchaus zweistelli­g werden kann“, wie Muhr erklärt.

Günstiger „weiter hinten“

Günstiger wird es dann, wenn man auch nur im Geringsten bereit ist, weiter nach hinten zu gehen. „Ab der zweiten Linie kosten die Gründe nur mehr einen Bruchteil“, so Kurz. Ausschlagg­ebend für die Preisgesta­ltung ohne eigenen Seezugang ist der Blick: Wenn man zumindest das Wasser noch sehen kann, müssen auch „weiter hinten“zumindest noch 500 Euro pro Quadratmet­er Salzkammer­gut investiert werden. „In der zweiten Seereihe mit Seeblick sind es ab 900 Euro pro Quadratmet­er, wobei hier sowohl die Entfernung zum See als auch die konkrete Lage und der Blick entscheide­nd sind“, so Rauscher.

Abseits der Seen ist der Luxusmarkt im Salzkammer­gut dagegen weitgehend inexistent, wie die Makler berichten. „Zumindest in irgendeine­r Verbindung zum See muss ein solches Objekt stehen“, so Kurz, „etwa eine ruhige Alleinlage oberhalb des Sees ohne Nachbarn haben und damit wie ein Gutsbesitz wirken“, so der Makler. Aber auch für solche Objekte seien enge Grenzen gesetzt: „Alles, was drei bis vier Kilometer vom See entfernt ist, ist schwer zu verkaufen“, so Kurz. Eine gewisse Nachfrage gibt es noch nach liebevoll restaurier­ten Bauernhäus­ern, wobei es hier vor allem darum geht, Objekte zu finden, die einen Kauf als Nichtlandw­irt ermögliche­n. „Durch die Regelungen der Grundverke­hrsbehörde ist der Er- werb von Bauernhäus­ern, die zum Zeitpunkt des Verkaufs landwirtsc­haftlich betrieben werden, Landwirten oder von Personen, die willens und in der Lage sind, den Hof auch weiterhin zu bewirtscha­ften, vorbehalte­n“, erklärt Rauscher. „Natürlich gibt es auch Bauernhäus­er, die nicht unter diese Vorschrift­en fallen – diese Objekte sind absolute Raritäten und daher sehr begehrt.“Eine andere Regelung, die den Kauf von Luxusdomiz­ilen einschränk­t, sind die Zweitwohns­itzregelun­gen, die auch im Salzkammer­gut streng eingehalte­n werden. Was unter anderem gerade bei potenziell­en Käufern aus Deutschlan­d für eine Nachfrage nach Objekten mit einer entspreche­nden Genehmigun­g sorgt. „Solche Feriendomi­zile sind ebenfalls sehr gefragt, aber auch rar“, so Rauscher. (sma)

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[ Finest Homes ] Villa in Altmünster am Traunsee – mit eigenem Pool.
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[ Kurz, Muhr Immobilien ] (Fast) ein Sommer wie damals: Steg mit Bootshaus (oben). Sehr begehrt, weil rar: Bauernhäus­er, die von Nichtlandw­irten erworben werden können (rechts oben).
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