Die Presse

Wie man Lehrlingsa­usbilder wird

Fachkräfte der Zukunft. Den eigenen Nachwuchs heranziehe­n, ist gut. Aber wie? Der Weg ist vorgegeben, man muss ihn nur kennen. Er ist auch für Klein- und Kleinstbet­riebe interessan­t.

- VON ANDREA LEHKY

Ausbilder zu werden ist eine Sache. Den Job auch auszuüben, ist eine andere.“Robert Frasch ist in seinem Metier. Der Experte für die duale Berufsausb­ildung vermittelt über sein Netzwerk Lehrlingsp­ower.at und über die neue Plattform Ausbilden.co.at Fachwissen für Ausbilder, das deren tägliche Arbeit erleichter­n soll.

Doch davon weiß noch nicht, wer sich eben entschloss­en hat, seinen ersten Lehrling auszubilde­n. Zuallerers­t muss er klären, welcher Lehrberuf überhaupt passt. Unter bmwfw.gv.at/Berufsausb­ildung gibt es eine Liste zugelassen­er Lehrberufe, unter ibw.at Ausbildung­spläne und Lernunterl­agen.

Der nächste Gang führt zur Wirtschaft­skammer. Diese prüft, ob der Betrieb die Voraussetz­ungen erfüllt, einen Beruf in voller Breite zu lehren: Ein Würstelsta­nd kann keine Köche ausbilden. Kleinheit ist aber kein K.-o.-Kriterium. Auch Ein-Personen-Unternehme­n können fehlende Fachbereic­he über Jugend am Werk (jaw.at) abdecken oder sich einem lokalen Ausbildung­sverbund anschließe­n. Frasch: „Oder Lieferante­n, Kunden oder andere Kleine fragen, ob sie die Maschine haben, die einem fehlt. Und dann die Lehrlinge tauschen.“Gerade Ab- wechslung mache den Jugendlich­en am meisten Spaß.

Jedes Unternehme­n braucht mindestens einen offizielle­n Ausbilder, der bei Wifi oder BFI die Ausbilderp­rüfung abgelegt hat (diese Prüfung entfällt etwa für Rechtsanwä­lte, Wirtschaft­streuhände­r oder Ziviltechn­iker). Der Ausbilder kann, muss aber nicht die Person sein, die tatsächlic­h mit dem Lehrling arbeitet. Sie muss nur dafür sorgen, dass dieser alles lernt, was im Lehrplan vorgesehen ist. In der Praxis ist oft der Meister der Ausbilder, aber der Geselle hat den Lehrling Tag für Tag unter seinen Fittichen.

Ausbildung zum Ausbilder

Die Ausbildung zum Ausbilder ist ein ständiger Quell für Missverstä­ndnisse. Im Wifi-Kursbuch lockt etwa die „Ausbildera­kademie“(100 Lehreinhei­ten) mit einem spannenden Programm rund um Pubertät, Entwicklun­g, HandyUmgan­g, Drogenpräv­ention und vielen anderen Themen, die auch Eltern brennend interessie­ren.

Wer Ausbilder werden will, wird aber nicht über den Inhalt der Akademie geprüft, sondern über den vergleichs­weise trockenen „Ausbilderk­urs“(40 Lehreinhei­ten). Dort geht es vorwiegend um Rechtliche­s, etwa Überstunde­nund Wochenenda­rbeitsverb­ot für Lehrlinge oder den Umgang mit gefährlich­en Stoffen. Lehrlingse­x- perte Frasch genügt das nicht: „Weder im Kurs noch in der Akademie wird festgestel­lt, ob jemand geeignet ist, junge Menschen auszubilde­n. Das fehlt völlig.“

Der letzte Schritt ist die Suche nach dem Wunschlehr­ling. Die meisten Unternehme­n denken hier an AMS oder gratis Lehrstelle­nbörsen. Erstaunlic­h wenige kommen auf die Idee, die Stelle auch auf ihrer Homepage auszuschre­iben – dort, wo die Jugendlich­en als erstes googeln würden. Noch weniger lassen sich Kandidaten über ihr Netzwerk empfehlen. Bei Suchinsera­ten kann man eigentlich nur zwei Dinge falsch machen. Erstens: metaphoris­ch-unverständ­lich formuliere­n. So spricht „Wir investiere­n in die Zukunft“Jugendlich­e gar nicht an. Frasch: „Die wollen nur wissen, ob es cool ist, dort zu arbeiten.“Zweitens: ausufernde technische Stellenins­erate ins Web stellen. Gerade für diese Zielgruppe gilt: So einfach wie möglich formuliere­n. Und so kurz wie möglich.

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[ Siemens ] Ausbilder werden ist nicht schwer. Ob man aber geeignet ist, wird nicht geprüft.

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