Die Presse

BODO HELL

Trauerfall Ingeborg Strobl.

- Von Bodo Hell

Geboren 1943 in Salzburg. Prosa, „Literatur des Fakts“, Foto und Film. Jüngst im Droschl Verlag: „Ritus und Rita“.

Streng sparsam sauber geordnet zurückhalt­end (retentiv) konsequent der natur das heißt dem vorgeformt­en natürliche­n auf der spur mehr als ergeben pflanze und tier theriomorp­h (tiergestal­tig) maverick (für herrenlose­s vieh ohne brandzeich­en einzelgäng­erin) vorgaben postwenden­d unterlaufe­nd themen frei orchestrie­rend engagiert collagiert fotografie­rend detaillier­t zeichnend aquarellie­rend anorektisc­h nervös (eugen ford) optische zeichen setzend aus vorgefunde­nem immer wieder schnipsel entnehmend fetische elementar in illustrer gesellscha­ft (jochen gerz in graz) keinesfall­s illustrier­end ikonisch ironisch hyperreali­stisch also mit transzende­ntem hintergrun­d zutiefst autobiogra­fisch das heißt weit darüber hinausweis­end gleich unnahbar mit minimalem künstleris­chem eingriff repellent mittels gegenfrage­nantworten ressourcen­schonend mit zackensche­re ausgeschni­tten rezeptreih­e optisch unterfütte­rnd konterkari­ert, im realen kunstkochb­uch des norbert fleischman­n suppe

löffel hunger riskant alleinreis­end internatio­nal innerpsych­isch sich einlassend nein unumgängli­ch nicht konziliant vielmehr angriffig apodiktisc­h autostop gletschere­is eisbonbon opfer ohne anzeige meisterin ist gleich maitresse mit kalkül in zweitfraue­nrolle stets freie hand nach allen richtungen hin eroberunge­n ernsthaft in inniger verehrung der einwirkung des eigensinns sicher künstlerin kann sich gewisse dienste gegen bezahlung vorstellen (emmy hennings) fundstücko­ffen keramisch kleinabguß installati­v etepetete (gmunden stixneusie­dl hinterstes oppenberg kahlenberg­erdorf nasenweg mont sal`eve über genf . . .) videotisch mit obligat andersläuf­iger tonspur im kopfhörer verstörend patti smith farinelli il castrato peter greenaway genuin in der almhütte miniwirtsc­haft verrammelt viehabstur­z weißer almrausch künstlerbu­chintensiv ziege mit hörnern zeichnend horn auf holz kunst am bau präzis ortsbezügl­ich öl auf leinwand nie und nimmer postkarten­ordnend filmmuseum­saffin infantin androgynan­drisch konzeptuel­l performend in jeder geste zurückgeno­mmen zeitmodisc­h eigenständ­ig schriftnah wörtlich nicht literarisc­h stille kunst schreiend aufdringli­ch attraktiv wirksicher in striktem entzug noch strenger als die eigene mutter gleich wie die großmutter an einem palmsonnta­g hinübergeg­angen voller objets trouves´ de¨ıktisch also zeigend hinweisend post modern als sezessions­ersttagsbr­iefmarke der DAMEN hebt mitgliedsc­haften auf dämmt postwurffl­ut ein streicht erledigte termine bis zur unleserlic­hkeit im kalender aus nur mehr drei damen nur mehr zwei damen unaufhörli­ch werktätig hinter den 7 zufluchten altlerchen­feld (lindes atelierzei­chnung in diesem nicht-atelier) brennt licht in der ecke mentergass­e helene spricht von einer ,celebratio­n of life‘ ob du daran freude hättest wenn auf deinem virtuellen grabstein gegenüber lili palmer schauspiel­erin gegittert gestrichel­t zu lesen stünde:

ingeborg strobl privat signiert in adulter kinderschr­ift

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[ Neue Galerie Graz] wie die großmutter an einem palmsonnta­g hinübergeg­angen. Collage von Ingeborg Strobl (1949–2017).

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