Stadtbourgeoisie wählte naserümpfend Macron
Frankreich-Wahl. Erste Wählerstromanalysen bestätigen, dass der Mitte-links-Kandidat bei gut ausgebildeten, relativ wohlhabenden Franzosen in Städten punktete. Le Pens Wählerschaft ist ärmer – und von ihrer Kandidatin überzeugter.
Wien/Paris. Der typische Emmanuel-Macron-Wähler lebt meist in einem „cooleren“Viertel einer größeren französischen Stadt, oft in Paris. Er (oder sie) ist Akademiker mit gutem Gehalt, oft arbeitet er in einer Führungsposition. Traditionell ist er eher links, aber extremistische Positionen lehnt er ab – dazu steht er zu sehr mit den Beinen in der gesellschaftlichen Mitte: Immerhin ist er um die 30 Jahre alt, hat kleine Kinder – oder hat als Ex1968er die revolutionäre Zeit bereits hinter sich und sorgt sich nun um Pension und Enkelkinder. Bei der vergangenen Wahl votierte er vermutlich für Francois¸ Hollande.
Marine Le Pens Wähler hingegen ist durchschnittlich jünger, ärmer, weniger gut ausgebildet, mit seinem Gehalt kommt er kaum über die Runden. Oft lebt er am Land oder in einer Kleinstadt – doch zunehmend wohnt er auch in einer der Großstädte, nur nicht in Paris. Meist hat der prototypische Le-Pen-Befürworter schon in der vergangenen Wahl für die FrontNational-Chefin gestimmt. Le Pen konnte indessen auch Konservative überzeugen: 27,5 Prozent hatten 2012 Nicolas Sarkozy gewählt. Marine Le Pen hat Fans unter Hausfrauen wie unter Arbeitslosen.
So sieht laut den Meinungsforscherinstituten Ipsos und Opinionway grob das Porträt des „typischen Wählers“der beiden französischen Präsidentschaftskandidaten aus, die sich am 7. Mai der Stichwahl stellen werden. Demnach mag sich Macron zwar jung, dynamisch und innovativ geben – aber die jungen Franzosen überzeugt er nicht: Diese haben sich eher von den „radikalen“Kandidaten angesprochen gefühlt. So wählten die meisten 18bis 25-Jährigen den Links-außenKandidaten Jean-Luc Melenchon´ (25,7 Prozent) oder eben Marine Le Pen (24,6 Prozent).
Ältere tendierten zu Fillon
Macron ist beliebter bei ihren großen Geschwistern zwischen 25 und 35 Jahren (28 Prozent) und deren Großeltern (26,9 Prozent Zustimmung bei der Generation 65 plus). Die 35- bis 49-Jährigen mit all ihren Zukunftsängsten fühlten sich zu 27,1 Prozent von Le Pen angezogen. Ältere Franzosen hingegen – vor allem über 70-Jährige – setzten trotz der Skandale aufs Altbewährte: 40,6 Prozent stimmten für den Konservativen Francois¸ Fillon.
Bildung und Gehalt trennt die Wählerschaft deutlich: Gut ausgebildete Franzosen in Führungspositionen, die im Monat mindestens 3000 Euro netto verdienen, wählten zu mehr als 30 Prozent Macron. Seine Rivalin punktete mit 36 Prozent bei Arbeitern, die weniger als 1250 Euro verdienen.
Interessant ist, dass Macron seine Wähler viel weniger überzeugt als Le Pen: Nur 54 Prozent gaben an, den En-Marche-Gründer aus Überzeugung gewählt zu haben – lediglich 39 Prozent glauben, dass sich durch seine Präsidentschaft ihre Situation verbessern wird. Die Wähler der FN-Chefin wünschen sich hingegen zu 80 Prozent, dass sie in den E´lyse´e-Palast einzieht – und 74 Prozent sind sich sicher, dass dadurch ihr eigenes Leben einfacher wird.