Die Presse

Parlament will sich auflösen können

Neuwahldeb­atte. Der Vorstoß der Rechnungsh­ofchefin, dem Nationalra­t das Recht zur Selbstaufl­ösung zu nehmen, wird von der Koalition als Kompetenzü­berschreit­ung zurückgewi­esen.

- VON PHILIPP AICHINGER

Wien. Schieder (SPÖ) signalisie­rten auch prompt, das Kraker hier ihre Kompetenz überschrit­ten habe. Neuwahlen auszurufen sei Sache des Parlaments, der Rechnungsh­of hingegen solle alles tun, um das Parlament zu stärken und nicht durch derartige Aussagen zu schwächen, meinte Lopatka.

Kraker: System wird gehemmt

Er kritisiert­e damit Kraker, die von Lopatka bei der Wahl zur Rechnungsh­ofchefin massiv unterstütz­t worden war. Die Neos und das Team Stronach begrüßten Krakers Vorstoß hingegen ausdrückli­ch.

„Unser politische­s System wird durch diese permanente­n Neuwahlspe­kulationen gehemmt“, hatte Kraker ihre Position argumentie­rt. Und in den „Vorarlberg­er Nachrichte­n“und der „Tiroler Tageszeitu­ng“auch gefordert, dass die Legislatur­periode wieder von fünf auf vier Jahre reduziert wird, dafür aber eben ohne die Möglichkei­t des Nationalra­ts, sich selbst aufzulösen. In einem Video auf Facebook legte Kraker am Dienstag nach: „Meine Aufgabe als Präsidenti­n des österreich­ischen Rechnungsh­ofes ist es, Vorschläge zu machen, damit der Staat leis- tungsfähig bleibt“, sagte sie. Unter diesem Augenmerk müsse man ihren Vorschlag betrachten.

Auch wenn das Neuwahlges­penst zuletzt mehrfach in Koalitions­kreisen gesichtet worden sein soll, werden derartige Gerüchte weiterhin offiziell zurückgewi­esen. Im Regierungs­alltag suchte die Koalition aber auch beim Ministerra­t am Dienstag vergeblich einen Konsens zum Thema kalte Progressio­n und der Job-Aktion 20.000. Damit kann der Plan der Regierung, diese Causen noch im April zu erledigen, nur noch schwerlich eingehalte­n werden. Laut Koalition gehe es aber nur mehr um Details.

Türken: FPÖ-Liste an Behörden

Ein Dauerbrenn­er bleibt das Staatsbürg­erschaftsr­echt. Die Regierung erklärte nach dem Ministerra­t, bisher keine Listen mit türkisch-österreich­ischen Doppelstaa­tsbürgern zu haben. Drozda regte an, dem Bund zumindest eine Informatio­nspflicht der Länder (die für den Vollzug des Staatsbürg­erschaftsr­echts zuständig sind) an den Bund einzuführe­n. „Weil ich glaube, dass eine ausländisc­he Regierung eher beeindruck­t ist, wenn ein Minister statt eines Bezirkshau­ptmanns auftritt.“

Die FPÖ erklärte am Dienstag, eine türkische Wählerevid­enzliste mit 46.000 Namen zugespielt bekommen zu haben. Sie will sie nun Behörden zur Enttarnung illegaler Doppelstaa­tsbürger übermittel­n.

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