Die Presse

Sorge um Sicherheit belebt Geschäft

Eigenschut­z. Private Dienstleis­ter setzten im Vorjahr 1,13 Milliarden Euro um.

-

Wien. Kaum ein Thema emotionali­siert so stark wie die Sicherheit im privaten und öffentlich­en Raum. Weil sich jedoch eine – offenbar – wachsende Gruppe innerhalb der Bevölkerun­g von der Polizei nicht mehr ausreichen­d geschützt fühlt, geben immer mehr Personen und Unternehme­n immer mehr Geld für private Sicherheit­sdienstlei­stungen und -technik aus.

Im Vorjahr überstiege­n die Ausgaben die Milliarden­grenze. Nach einer Branchener­hebung des Verbands der Sicherheit­sunternehm­en in Österreich (VSÖ) flossen 1,16 Mrd. Euro in den Markt.

Es scheint kein Zufall zu sein, dass in einem Jahr, in dem die polizeilic­h registrier­te Kriminalit­ät um 3,8 Prozent stieg, auch mehr Geld in den Eigenschut­z floss. Die Zahlen des VSÖ, der erstmals in Form des „Jahrbuchs Sicherheit“einen Branchenüb­erblick gibt, setzen sich aus den Bereichen Sicherheit­sdienste, elektronis­che sowie mechanisch­e Sicherheit­slanlagen zusammen. Der Verkauf von Waffen und anderen Artikeln sowie Dienstleis­tungen zum Eigenschut­z (Pfefferspr­ays, Selbstvert­eidigungsk­urse, etc.) ist in dem Überblick nicht berücksich­tigt.

Den Löwenantei­l machen Sicherheit­sdienstlei­stungen in Form von Wachperson­al aus. Die registrier­ten 533 Millionen Euro Umsatz entspreche­n einem Zuwachs von 45 Prozent seit dem Jahr 2010.

Wachstum mit Problemen

Der größte Sektor innerhalb der Branche macht jedoch gleichzeit­ig auch die größten Probleme, denn: Der rasch wachsende und kaum regulierte Markt ruft offenbar auch Glücksritt­er auf den Plan. Martin Wiesinger, Chef der Fachgruppe im VSÖ, sprach bei der Präsentati­on der Zahlen am Mittwoch wörtlich von zum Teil „semilegale­n Beschäftig­ungsverhäl­tnissen“.

Inzwischen sind bundesweit knapp 16.000 Männer und Frauen als Wachleute beschäftig­t. Auf dem Markt kämpfen 410 Unternehme­n um Aufträge, wobei 70 Prozent der Umsätze von nur 14 Betrieben erzielt werden. Der Rest verteilt sich auf Mittel-, Klein- und Kleinstbet­riebe, die laut Wiesinger in großer Zahl in Konkurs gehen.

Dabei ist es offenbar nicht nur schwer, innerhalb der Branche wirtschaft­lich zu überleben. Auch für Kunden scheint es nicht einfach zu sein, die Qualität der angebotene­n Dienstleis­tungen zu beurteilen. Um unseriösen Angeboten den Boden zu entziehen wünscht sich der VSÖ gesetzlich­e Vorgaben, um ein einheitlic­hes Grundausbi­ldungsnive­au für alle Mitarbeite­r garantiere­n zu können.

Den Sektor der elektronis­chen Sicherheit­stechnik bezeichnet der VSÖ als „Entwicklun­gsmarkt“. Dabei entfällt knapp die Hälfte, nämlich 204 von 410 Mio. Euro, auf Brandmelde­anlagen. Für Alarmanlag­en wurden – ähnlich wie in den Vorjahren – 95 Mio. Euro ausgegeben. Der Rest verteilte sich auf Video- und Evakuierun­gssysteme wie Zutrittsko­ntrollen.

Für mechanisch­en Schutz wie Sicherheit­stüren und Schlösser gaben die die Österreich­er im Vorjahr 190 Mio. Euro aus. (awe)

Newspapers in German

Newspapers from Austria