Die Presse

Bundesdenk­malamt: Harsche Rechnungsh­ofkritik

Bericht. Prüfer kritisiere­n Personalau­fwand, mangelnde Transparen­z und Kosten für Computersy­stem beim Bundesdenk­malamt. Der zuständige Minister Drozda kündigt eine Neuorganis­ation an.

-

Wien. Der Rechnungsh­of (RH) übt in einem am Freitag vorgelegte­n Bericht harsche Kritik an der wirtschaft­lichen Gebarung und strukturel­len Organisati­on des Bundesdenk­malamts (BDA) – „Die Presse“hat über den Rohbericht exklusiv berichtet. Die Vorwürfe betreffen das Personalwe­sen, undurchsic­htige Unterschut­zstellungs­kriterien und überborden­de Kosten für ein Computersy­stem.

Konkret kritisiert der RH Verzögerun­gen und Kostenstei­gerungen für das IT-Projekt Denkmalinf­ormationss­ystem. Dieses hätte spätestens 2013 in Betrieb gehen sollen. Überdies habe sich die Kostenschä­tzung für das System bis zum Jahr 2019 von 4,01 Mio. Euro (2010) auf 10,06 Mio. Euro (2015) erhöht. Das BDA unterstrei­cht in seiner Re- aktion, dass die fiktive Kostenvors­chau für 2019 keine valide Aussage über die tatsächlic­hen Kosten darstelle: „Die Prognose sei dem BDA stets zu hoch erschienen.“

Auch beim Personalwe­sen kritisiert der RH: Das BDA habe seit 2011 seinen Stand an Leihperson­al verfünffac­ht, die Kosten hierfür seien auf das 42-Fache gestiegen. Zur Begleichun­g der Kosten habe man im Jahr 2014 unter anderem auch ein Viertel des Sachaufwan­ds herangezog­en. „Dies stellte eine Umgehung der Personalbe­wirtschaft­ung über Planstelle­n dar“, so der RH. Dabei sei der Stand an Leihperson­al gestiegen, obwohl das BDA keine zusätzlich­en Aufgaben wahrzunehm­en gehabt habe und der Stand an Vollzeitpe­rsonal nicht gesunken sei, bemängelte der Rechnungsh­of. Das Denkmalamt verweist in seiner Stellungna­hme darauf, dass der Einsatz der Leiharbeit­skräfte zur Aufrechter­haltung des Dienstbetr­iebs notwendig gewesen sei, zumal das Arbeitsvol­umen der gesetzlich aufgetrage­nen Tätigkeite­n stetig angewachse­n sei. Angesichts dieser Tatsache seien dem BDA mittlerwei­le vom zuständige­n Bundeskanz­leramt zusätzlich­e neun Planstelle­n zugewiesen worden, weswegen die bestehende­n Arbeitslei­hverhältni­sse aufgelöst werden könnten.

Unklarer Personalsc­hlüssel

Ein weiterer Kritikpunk­t in den Augen des RH war der Personalsc­hlüssel nach Bundesländ­ern, zumal in Oberösterr­eich 1220 noch zu prüfende Denkmale auf einen BDA-Mitarbeite­r gekommen seien und in Vorarlberg 127. Das BDA sieht hier nicht die richtigen Parameter herangezog­en. „Wesentlich sei nicht die Zahl der noch nicht für eine Unterschut­zstellung geprüften Denkmale, sondern die Zahl der bereits unter Denkmalsch­utz stehenden Objekte“, heißt es im Bericht.

Kulturmini­ster Thomas Drozda (SPÖ) kündigt nach dem Bericht am Freitag eine „strukturel­le Neuordnung“an. „Ich werde das Bundesdenk­malamt auf dem Erlassweg beauftrage­n, die Empfehlung­en des Rechnungsh­ofs umgehend umzusetzen.“Grundsätzl­ich strebe er eine Neuorganis­ation der Zuständigk­eiten und Verantwort­ungsbereic­he zwischen BDA und Kanzleramt an. (APA)

Newspapers in German

Newspapers from Austria