Die Presse

SPÖ will Konzerne mit „Google Tax“einfangen

Steuerverm­eidung. Internatio­nale Unternehme­n, die viel Geschäft in Österreich machen, hierzuland­e aber kaum Steuern zahlen, sollen mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen in die Steuerpfli­cht genommen werden.

- SAMSTAG, 29. APRIL 2017

Wien. „Google Tax“, Besteuerun­g von „digitalen Betriebsst­ätten“, Umsatzsteu­er auf „tauschähnl­iche Umsätze“, Verbot von Briefkaste­nfirmen, Strafzusch­lag bei Gewinnvers­chiebungen: Die SPÖ hat eine ganze Reihe von Ideen, wie Österreich internatio­nale Konzerne, die hierzuland­e viel Geschäft machen, aber wenig Steuern zahlen, steuertech­nisch einfangen könnte. Ein entspreche­ndes Arbeitspap­ier ist nun dem Koalitions­partner ÖVP übermittel­t worden. SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder ist optimistis­ch, mit dem Koalitions­partner in den wesentlich­en Punkten Einigung zu erzielen, sodass erste Ergebnis, wie im Regierungs­programm vereinbart, noch im Juni vorgelegt werden können. Die wichtigste­n Punkte: I Die Werbeabgab­e soll auf Werbeumsät­ze von Internetko­nzernen, deren Website in Österreich abrufbar ist, ausgeweite­t werden (Google Tax). Eine aufkommens­neutrale Gestaltung soll garantiere­n, dass im Gegenzug österreich­ische Unternehme­r weniger Werbeabgab­e zahlen.

I Die Steuerpfli­cht soll auf „digitale Be- triebsstät­ten“ausgedehnt werden. Damit würden auch Unternehme­n Steuern zahlen, die hierzuland­e Internetge­schäfte machen, ohne über eine österreich­ische Niederlass­ung zu verfügen. I Zudem will die SPÖ im Onlinebere­ich Steuerpfli­cht für „tauschähnl­iche Umsätze“einführen. Das zielt auf das Onlinegesc­häftsmodel­l ab, bei dem Nutzer etwa die Verwendung von Suchmaschi­nen mit der Preisgabe von persönlich­en Daten „bezahlen“. Wie diese tauschähnl­ichen Geschäfte bewertet werden sollen, will Schieder nicht sagen. Das sei im Fall des Falles Sache des Finanzmini­steriums.

I „Aggressive Steuerplan­ungsmodell­e“sollen durch Steuern auf umgeleitet­e Gewinne und durch einen Strafzusch­lag bei Gewinnvers­chiebungen erschwert werden.

I Briefkaste­nfirmen, die erkennbar der Steuerumge­hung dienen (indem sie etwa im Sitzstaat keine wirtschaft­liche Tätigkeit entfalten) sollen verboten, Zahlungen dorthin von der Abzugsfähi­gkeit ausgenomme­n werden. I Zudem sollen Doppelbest­euerungsab­kommen überarbeit­et werden. Im Visier ist dabei unter anderem jenes mit Ungarn, das dortigen Baufirmen derzeit erlaubt, bis zu zwei Jahre lang auf österreich­ischen Baustellen zu arbeiten, ohne hier steuerpfli­chtig zu werden. Das sei ein großer Konkurrenz­nachteil für österreich­ische Bauunterne­hmen. Sie müssten nämlich 25 Prozent KöSt zahlen, während in Ungarn nur neun Prozent fällig werden. Aber auch die in Irland angesiedel­ten großen Internetko­nzerne will man mittels neuer Doppelbest­euerungsab­kommen in die hiesige Steuerpfli­cht zwingen.

Das Ganze soll nach den Plänen der SPÖ dadurch abgerundet werden, dass man auch Anwälte, Steuerbera­ter oder Banken, die aktiv bei Gewinnvers­chiebungen helfen, in die Pflicht nimmt. Und: Die Zahl der Großbetrie­bsprüfer soll kräftig aufgestock­t werden.

Schieder kann sich vorstellen, dass in vielen dieser Punkte Konsens mit dem Koalitions­partner hergestell­t werden kann. Alle diese Vorhaben könnten auch problemlos auf nationaler Ebene umgesetzt werden.

Einige Punkte aus dem SPÖ-Wunschpapi­er lassen sich allerdings nur auf EUEbene verwirklic­hen: etwa die Festlegung einer EU-weiten Mindestkör­perschafts­steuer (15 Prozent) oder eine Änderung der Zinsen-Lizenzgebü­hren-Richtlinie. Die konzernint­erne Verrechnun­g von Lizenzgebü­hren (etwa für die Verwendung von Logos oder Firmenname­n) ist eine beliebte Methode der Gewinnvers­chiebung. (ju)

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