Die „Scheißjobs“und der gute Arbeitgeber
Klassenkampf und PR können Sozialpartnerarbeit nicht ersetzen.
Morgen
ist Tag der Arbeitgeber und übermorgen Tag der Arbeit. Das wirft seine Schatten voraus. In Oberösterreich beispielsweise läuft eine Plakatkampagne gegen „Scheißjobs“, initiiert von der ehemaligen „Scheißjob“-Vermittlerin (vulgo AMS-Geschäftsführerin) und jetzigen SP-Landeschefin. Und die Landes-AK assistiert mit einem Video, in dem ein Ungustl-Chef so richtig die Arbeitgebersau rauslässt. PrimitivKlassenkampf aus der untersten Schublade also.
Die niederösterreichische Wirtschaftskammer wiederum kontert mit einem echten Kontrastprogramm, nämlich einer Jubel-Studie, derzufolge den Arbeitnehmern 640 Millionen Euro freundlicherweise allein dadurch zugeschanzt werden, dass ihre Löhne fix sind und nicht mit den Gewinnen mitoszillieren. Danke, liebe Arbeitgeber, aber wir dachten immer, dass sei keine großzügige Zuwendung, sondern basiere auf von beiden Seiten bei vollem Bewusstsein eingegangene Vertragsverhältnisse.
Wie auch immer: Wir beobachten wieder einmal business as usual. Nur: Dass es ohne Arbeitgeber keine Wirtschaft samt Arbeitsplätzen (und damit nicht einmal die kritisierten „Scheißjobs“) gäbe und auf der anderen Seite Arbeitgeber ohne halbwegs motivierte Arbeitnehmer ziemlich blöd aus der Wäsche schauen würden, wissen wir trotz Wirtschaftsbildungsdefizits in den Schulen unterdessen einigermaßen gesichert. Dazu brauchen wir weder Klassenkampftöne noch Jubel-PR von verfassungspragmatisierten Sozialpartnern. F rüher hat man in diesem Zusammenhang von „alle in einem Boot“und so gesprochen. Altmodisch, ich weiß. Aber die Sozialpartnerschaft steckt gerade in einer Sinnkrise. Aus der kommt sie nicht heraus, indem ihre Organisationen weiter wie bloße Lobbies agieren. Sondern indem sie, wie in grauer Vorzeit, wieder einmal gemeinsam etwas auf die Reihe bringen.
Ein solches Projekt wäre etwa, wenn sie zum Tag der Arbeitgeber oder der Arbeit einmal ein gemeinsames Konzept darüber präsentieren würden, wie sie sich die Zukunft von Arbeit und Wirtschaft im Zeitalter der Digitalisierung vorstellen. Oder wenn sie, weniger futuristisch, wenigstens bestehende gegenseitige Blockaden, wie etwa bei der Frage einer vernünftigen Arbeitszeitflexibilisierung, auflösen könnten. Dazu würden wir sie brauchen. Für klientelorientierte Kraftmeierei gibt es andere Bühnen.