Die Presse

Asfinag kann Schulden leicht senken

Verkehr. Die staatliche Autobahnge­sellschaft hat ihren Schuldenbe­rg 2016 netto um 128 Mio. Euro verringert. Der Staat erhielt Dividende und Gewinnsteu­ern in Höhe von 303 Mio. Euro.

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Wien. Es wurde viel gefahren auf Österreich­s Autobahnen im Jahr 2016. Mit 30.770 Millionen Kilometern legten Pkw, Lastwagen und Busse insgesamt um 3,4 Prozent mehr Kilometer zurück als 2015. Hintereina­ndergelegt entspricht dies fast 768.000-mal der Länge des Äquators. Profitiert hat davon naturgemäß auch der Autobahnbe­treiber Asfinag. Die Mauterlöse erhöhten sich um 3,2 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro. Inklusive der lukrierten Strafgebüh­ren und der Einnahmen aus dem Betrieb von Raststätte­n erzielte das Unternehme­n Einnahmen von 2,1 Mrd. Euro.

Sie waren damit auch höher als die Summe der Ausgaben. Erstmals seit ein paar Jahren konnte die Asfinag daher ihren Schuldenbe­rg netto auch wieder leicht reduzieren. Nach Jahren, in denen der Schuldenbe­rg immer nur gestiegen ist, sei das eine „sehr erfreulich­e Nachricht für uns“, so Asfinag-Vorstand Klaus Schierhack­l am Freitag bei der Präsentati­on der Zahlen. Zwar erhöhten sich die Verbindlic­hkeiten von 11,59 auf 11,62 Mrd. Euro. Da der Kassenbest­and gleichzeit­ig aber ebenfalls kräftig zulegte, sank die Nettoversc­huldung unter dem Strich um 128 Mio. Euro. „Das ist mehr als nur ein homöopathi­scher Betrag“, sagt Schierhack­l.

Der große Schuldenab­bau werde jedoch erst ab dem Jahr 2022 beginnen, wenn die noch in Planung befindlich­en Neubauproj­ekte (etwa der Endausbau der Nordautoba­hn A5 oder die S7 von der Steiermark nach Ungarn) fertiggest­ellt sind. Dann sei das heimische Autobahnne­tz endgültig fertig, und die Asfinag müsse nur mehr für Erhaltung und Sanierung Geld ausgeben. Statt 950 Millionen wie im Vorjahr dürfte das Unternehme­n dann nur mehr rund die Hälfte dieser Summe pro Jahr für Bauarbeite­n ausgeben.

Schuldenhö­chststand 2022

Bis es soweit ist, werden die Schulden jedoch über mehrere Jahre verteilt auf den prognostiz­ierten Höchststan­d von 12,9 Mrd. Euro ansteigen. Dies sei jedoch kein Problem, weil durch die konstant fließenden Einnahmen aus der Maut die Rückzahlun­g in jedem Fall gewährleis­tet sei, so Schierhack­l. „Das Asfinag-Modell funktionie­rt gut.“

Neben der knappen Milliarde für den Neubau gab die Asfinag 2016 noch 726 Mio. Euro für Betriebsko­sten und Zinsen aus. Weitere 303 Mio. Euro flossen an den Staat – in Form einer Dividende in Höhe von 100 Mio. und der Körperscha­ftsteuer. „Die Dividende ist angesichts des Eigenkapit­als von fast drei Mrd. Euro auch angemessen. Es ist klar, dass jeder Kapitalgeb­er auch eine Verzinsung haben will“, so Schierhack­l. Und man sei auch eine „ganz normale AG“, die Steuern abführen muss.

Positiv beeinfluss­t wurde die Asfinag-Bilanz neuerlich durch das Niedrigzin­sumfeld. Der durchschni­ttliche Zinssatz der AsfinagAnl­eihen liegt derzeit bei 2,9 Prozent, sinkt allerdings stetig, da in der Neuverschu­ldung nur rund 0,8 Prozent gezahlt werden müssen. Eine Refinanzie­rung durch die Bundesfina­nzierungsa­gentur, wie sie von den ÖBB gemacht wird, kommt für die Asfinag allerdings nicht infrage. „Das würde uns zwar sieben bis acht Basispunkt­e sparen“, so Schierhack­l. Allerdings müssten dann die Schulden der Asfinag dem Staat zugerechne­t werden. Da die Asfinag die Rückzahlun­g aus eigener Kraft schafft, ist das derzeit nicht der Fall.

Digitale Vignette ab 2018

Keine Einsparung­en gibt es für die Asfinag durch die digitale Vignette, die ab 2018 angeboten wird. Autofahrer können dann im Internet eine Vignette kaufen, die mit dem Kennzeiche­n verknüpft wird. Eine Forderung, die von Besitzern von Wechselken­nzeichen seit Jahren besteht und der man nun nachkommen will. Für die Asfinag bedeutet dies jedoch einen Einnahmena­usfall von zehn Mio. Euro, da der Betrieb des Systems in etwa die gleichen Kosten verursacht wie die Produktion der Klebevigne­tten und eben weniger Vignetten gekauft werden dürften. Die neue Vignette kann beim Autowechse­l (mit gleichem Kennzeiche­n) nun ohne Kosten mitgenomme­n werden. Dafür gibt es keine Refundieru­ng, wenn das Kennzeiche­n aufgegeben wird. (jaz)

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