Die Presse

Rechnungsh­of ist gegen duales Aufsichtss­ystem

Entgegen seiner Empfehlung bleibt Bankenaufs­icht dual.

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Wien. Gestern hat der Rechnungsh­of (RH) dem Nationalra­t seinen Bericht über die österreich­ische Bankenaufs­ichtsarchi­tektur vorgelegt. Darin empfiehlt er die organisato­rische Zusammenfü­hrung der auf Finanzmark­taufsicht (FMA) und Nationalba­nk (OeNB) aufgeteilt­en Bankenaufs­icht. Nach der jetzigen Konstrukti­on gebe es keine Kostentran­sparenz, und die Abstimmung­sprozesse seien komplex, kritisiere­n die Prüfer. Sie empfehlen, zu untersuche­n, inwieweit eine Zusammenfü­hrung zu einer Erhöhung der Kosteneffi­zienz beitragen würde.

Die Stimme des RH bleibt jedoch ungehört, denn die Bankenaufs­icht wird auch weiterhin dual bleiben. Allerdings soll sie laut Ankündigun­g von Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling schlanker und effiziente­r werden. Schelling, der sich selbst für eine Zusammenfü­hrung von FMA und OeNB ausgesproc­hen hatte, wünscht sich von der FMA auch mehr Flexibilit­ät. Nicht jede Lappalie müsse von ihr verfolgt werden.

Was überrascht: Laut RHBericht sind dem Finanzmini­sterium übrigens die Gesamtkost­en der dualen Aufsichtst­ruktur gar nicht bekannt.

Doppelvert­retung unnötig

Im gestern veröffentl­ichten Bericht zeigt der RH auch auf, dass derzeit mindestens 24 Organisati­onseinheit­en aus FMA und OeNB in den nationalen Prozess der Bankenaufs­icht eingebunde­n sind. Dadurch sei eine Vielzahl an Informatio­nsund Abstimmung­sprozessen notwendig – zusätzlich zur Kommunikat­ion mit der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), die auf europäisch­er Ebene für die Beaufsicht­igung bedeutende­r Kreditinst­itute direkt zuständig sei. Kritik übt der RH auch an der Doppelvert­retung in den gemeinsame­n Aufsichtst­eams. Diese sei völlig unwirtscha­ftlich. (APA/red)

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