Die Presse

Bundesmuse­en: Mehr Kontrolle, aber keine Holding

Minister Drozda will die Museen vom eigenen Amt aus stärker steuern. Inhaltlich will er nicht eingreifen.

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Rund 15 Jahre ist es her, dass die Bundesmuse­en ausgeglied­ert wurden. Anlass zu Reformen sah man schon 2007 – geworden ist daraus nichts, die damalige Ministerin Schmied ließ die selbst in Auftrag gegebene Studie in der Schublade verschwind­en. Nach den Compliance­Vorfällen um die damalige BelvedereC­hefin, Agnes Husslein-Arco, hat der jetzige Kulturmini­ster, Thomas Drozda, im Vorjahr einen neuen Anlauf für eine Museenrefo­rm angekündig­t.

Warum die nötig sei, erklärte er am Freitag vor Journalist­en: Während etwa Besucherza­hlen und Eigendecku­ngsgrad der Museen seit der Ausglieder­ung gestiegen seien, gebe es im organisato­rischen Bereich große Baustellen: Informatio­nsdefizite, kaum Kooperatio­n und Nutzung von Synergien zwischen den Museen, keine langfristi­gen Strategien. Eine Expertengr­uppe und ein Team der Integrated Consulting Group (ICG) entwickelt­en daher ein Weißbuch mit Vorschläge­n, wie die Bundesmuse­en künftig organisier­t werden könnten.

Strategiet­eam im Kanzleramt

Die Museen analog zu den Bundesthea­tern in einer Holding zusammenzu­fassen, ist für sie eine Möglichkei­t, Drozda entschied sich aber für eine andere. „Strategisc­hes Beteiligun­gsmanageme­nt“heißt das Modell, was es genau bedeutet: Das Bundeskanz­leramt wird in seiner Rolle als Eigentümer der Museen gestärkt, ist zentral für Steuerung und Controllin­g zuständig und bekommt dafür mehr Mitarbeite­r. Es übernimmt auch den Vorsitz in der Direktoren­konferenz, einem Gremium, in dem sich die Museen bisher selbst organisier­ten. Die Kuratorien sollen künftig wie Aufsichtsr­äte einer GmbH fungieren. Außerdem soll es einen wissenscha­ftlichen Beirat geben, der sich mit der langfristi­gen strategisc­hen Entwicklun­g der Museen befasst. Die Subvention­en vergibt der Minister weiterhin einzeln an die Häuser (bei den Bundesthea­tern werden sie etwa zentral von der Holding verteilt).

Was das für die Programmie­rung und die Sammlungen der Museen bedeutet – immerhin waren inhaltlich­e Überschnei­dungen einst das Hauptargum­ent für eine Reform? Die Direktoren der Museen sollen sich besser abstimmen. „Welche Ausstellun­gen passieren, wird das Bundeskanz­leramt nicht entscheide­n“, sagt Drozda. Es soll aber in der Direktoren­konferenz (die dann Bundesmuse­enkonferen­z heißen soll) für eine „deutlich stärkere Diskussion­skultur“sorgen. Die nötigen gesetzlich­en Änderungen will Drozda noch vor dem Sommer in Begutachtu­ng schicken. (kanu)

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