Wie man eine Oper macht und die Welt rettet
Kommende Saison. „Tulifant“, die „grüne Oper“von Gottfried von Einem, und Benjamin Brittens „The Little Sweep“verbinden Sozialkritik mit Leichtigkeit – ein Kunststück.
Wien. In der kommenden Saison zeigt das MuTh mit zwei ganz besonderen Werken erneut seine außergewöhnliche Stellung in der Kulturszene: „Tulifant“, die letzte Oper von Gottfried von Einem, wird als szenisches Projekt mit den Wiener Sängerknaben aufgeführt. Der Komponist bezeichnete das Märchenspiel als seine „grüne Oper“. Das Thema, als Märchen getarnt, könnte aktueller nicht sein. Dahinter verbirgt sich eine Realität, die gerade Kinder und Jugendliche ansprechen wird. Prinzessin Smaragda, die Erde, wird vom Wüsterich im Namen des Fortschritts brutal ausgebeutet. Nur ein Kind kann sie erlösen, Smaragdas Sohn Fridolin – wenn es ihm gelingt, seinen Vater, Tulifant, zu finden. Wie Fridolin das schafft und wie er zum neuen Tulifanten wird, zeigt die Kinderoper, zu der Lotte Ingrisch das Libretto geschrieben hat. Stilistisch reicht das Werk durchaus auch in die Bereiche von Musiktheater hinein und ist nicht nur für Kinder gedacht, sondern für alle, denen etwas an der Zukunft unserer Erde liegt.
Ein weiteres Werk, das die Wiener Sängerknaben als Wiederaufnahme unter der Regie von Philipp Krenn zum Klingen bringen werden, ist die Oper „The Little Sweep“von Benjamin Britten: Man erlebt gleichzeitig das Stück und sieht, wie eine Oper entsteht – von der ersten Szene an, in der das Publikum vom Dirigenten kurzerhand zur Chorprobe eingeteilt wird. Die Handlung selbst thematisiert das unschöne Phänomen der Kinderarbeit: Ein englisches Herrenhaus bekommt Besuch von den Kaminkehrern. Sammy, der Jüngste, wird zur Erstbesteigung eines Kaminrohrs verdonnert. Man feiert Black Day, seinen schwarzen Tag. Die kindlichen Bewohner von Iken Hall machen Sammys Anliegen zu ihrigem und schmuggeln ihn in die Freiheit.
Die zweite Ebene, in der die Oper selbst zum Thema wird, soll das Genre von ihrem elitären Nimbus der Unzugänglichkeit befreien und diese Form des Musiktheaters vor allem Kindern schmackhaft machen – Jung und Alt sind dabei gleichermaßen willkommen. (ph)