Die Presse

Der Stern war nicht allein

Astronomie. Grazer Forscher fanden in den Überresten einer Supernova erstmals ein Doppelster­nsystem. Der kleinere Stern war reich an Kalzium.

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Auch wenn es Tausende Lichtjahre entfernt kracht, könnte das direkte Bedeutung für das Leben auf der Erde haben: „Das Kalzium in den Knochen der Menschen kommt aus einer Supernova“, erklärt Luca Fossati vom Institut für Weltraumfo­rschung der Österreich­ischen Akademie der Wissenscha­ften in Graz. „90 Prozent von uns auf der Erde oder wo auch immer im Universum haben ihren Ursprung in diesen gigantisch­en Explosione­n im Weltall.“Eine Supernova ereignet sich nur bei sehr massiven Sternen – mit der zumindest achtfachen Masse der Sonne –, und zwar, weil die Masse auf den Kern drückt und sich dieser dadurch immer mehr aufheizt.

Im Emissionsn­ebel einer Supernovae­xplosion hat ein internatio­nales Forscherte­am mit Grazer Beteiligun­g nun erstmals ein außergewöh­nliches Doppelster­nsystem entdeckt: einen Neutronens­tern als Überrest des massereich­en Sterns und einen zweiten, kleineren Stern, der die Chemie der Supernova übernommen hat. Bei diesem wiederum kann man deutlich Überreste der Supernova erkennen, er dürfte also einen Teil der Explosions­wolke aufgesaugt haben. „Durch eine Supernova werden Stoffe umgebaut, leichte Elemente werden zu schweren“, erklärt Fossati. Die Analysen der Wissenscha­ftler zeigen, dass der Begleitste­rn mit vielen Metallen und übermäßig viel Kalzium angereiche­rt ist.

Der u. a. mit einem Weltraumte­leskop der amerikanis­chen Weltraumbe­hörde Nasa untersucht­e Supernovaü­berrest befindet sich in der Nähe des Sterns Alpha Centauri am südlichen Sternenhim­mel, 9100 Lichtjahre (siehe Lexikon) von der Erde entfernt. Die Supernova wurde im Jahr 185 n. Chr. von chinesisch­en Forschern beobachtet; es dürfte sich dabei um die älteste schriftlic­he Aufzeichnu­ng einer solchen Explosion handeln.

Experten vermuten schon lange, dass eine große Zahl massereich­er Sterne Teil eines Doppelster­nsystems sind. Die aktuellen Forschungs­ergebnisse veröffentl­ichten die Wissenscha­ftler im Fachmagazi­n „Nature Astronomy“. Sie erhoffen sich von diesen neue Erkenntnis­se über die Entwicklun­g von Sternen und die Expansion des Universums. (gral)

ist die Strecke, die eine elektromag­netische Welle wie das Licht in einem Jahr im Vakuum zurücklegt. Das sind 9,461 Billionen Kilometer. Diese Längeneinh­eit für kosmische Entfernung­en wird aber eher in der astronomis­chen Öffentlich­keitsarbei­t benutzt, Forscher rechnen mit Parsec: Ein Parsec entspricht etwa 3,3 Lichtjahre­n.

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