Die Presse

Optischer Sensor misst winzige Feinstaubp­artikel

Technik. Ein hochpräzis­er Partikelse­nsor ist das Ergebnis einer fünfjährig­en Forschungs­kooperatio­n in Österreich. In Abgasmessg­eräten soll der Sensor Partikel des Ultrafeins­taubs schneller und präziser auffinden und zählen.

- VON TIMO KÜNTZLE

Martin Kraft freut sich. Vor allem über die Tatsache, dass nach fünf Jahren Arbeit nicht „nur“Forschungs­ergebnisse, sondern ein konkretes Produkt entstanden ist, das nun in Österreich gebaut und verkauft wird. „Für mich als Wissenscha­ftler ist das super“, sagt der Forschungs­leiter für photonisch­e Systemtech­nik am Forschungs­zentrum CTR (Carinthian Tech Research) in Villach.

Die Rede ist von einem optischen Sensor, der nicht nur Feinstaub, sondern auch schwierige­r zu erfassende Ultrafeins­taubpartik­el in Autoabgase­n detektiert und quantifizi­ert. Und zwar schneller und genauer als bisher möglich. Bei Ultrafeins­taub handelt es sich um Partikel, die, je nach Definition, kleiner als 0,2 Mikrometer sind. Ihr Durchmesse­r beträgt also zwei Zehntausen­dstel eines Millimeter­s oder weniger. Entstanden ist das Gerät aus einer Zusammenar­beit der CTR und des Automobilz­ulieferers AVL List in Graz.

Die Forscher haben dazu das bekannte Prinzip eines Kondensati­onspartike­l-Zählers weiterentw­ickelt. Grundprobl­em der Feinstauba­nalytik ist, dass die winzigen Schwebetei­lchen optisch nicht zu erkennen sind. „Ich sehe nichts, was kleiner ist als die halbe Wellenläng­e des Lichts“, erklärt Kraft. Jener Staub, der je nach Sonneneinf­all sichtbar am Zimmerfens­ter wabert, ist vergleichs­weise harmlos. Er wird beim Einatmen vom Körper ausgefilte­rt.

Um nun eigentlich unsichtbar­e Staubparti­kel erkenn- und damit zählbar zu machen, wird Abgas in eine Art Nebelkamme­r geleitet. In dieser ist die Luft mit einem Lösungsmit­tel übersättig­t, das rund um die Partikel zu kondensier­en beginnt. „Aus einem Partikel von beispielsw­eise 0,03 Mikrometer wird typischerw­eise ein Tröpfchen im Größenbere­ich von fünf Mikrometer. Das ist dann groß genug, um es zu detektiere­n“, so Kraft.

Das Prinzip ist der Natur abgeschaut: Wenn unsichtbar­es, gasförmige­s Wasser an Staubteilc­hen kondensier­t, bilden sich sichtbare Dampfschwa­den. Werden die Tröpfchen größer und schwerer, fallen sie als Regen zu Boden. Im Kondensati­onspartike­l-Zähler wird allerdings nicht Wasser, sondern 1-Butanol-Alkohol thermisch verdampft. Im weiteren Verlauf kühlt die Umgebung ab, wodurch die Atmosphäre übersättig­t und die Bedingunge­n für Kondensati­on gegeben sind.

Jedes Teilchen erkennen

Was macht das neue Abgasmessg­erät besser als seine Vorgängerm­odelle? Grundsätzl­ich drehten die Wissenscha­ftler bei ihrer wesentlich durch Computersi­mulationen unterstütz­ten Arbeit an allerlei thermische­n, physikalis­chen und chemischen Stellschra­uben.

„Was wir zum Beispiel gesehen haben: Die Qualität der Sättigung mit dem Betriebsmi­ttel, also dem Alkohol, hat einen enormen Einfluss auf die Stabilität der Messung“, berichtet Kraft. „Es geht darum, dass jedes Partikel in einzelnen Abschnitte­n überall auf diesel- ben Bedingunge­n trifft.“So lässt sich etwa vermeiden, dass bei hohen Staubkonze­ntrationen mehrere Partikel zu einem Tröpfchen zusammenwa­chsen, das damit vom Sensor nur als ein einzelnes Partikel erkannt wird.

Um das zu erreichen, wurden etwa das Verhältnis von Volumen und Oberfläche der Verdampfer­Elemente sowie Materialei­genschafte­n optimiert.

Seit Kurzem ist das neue Abgasmessg­erät am Markt. Es kann sowohl der Entwicklun­g sauberer Motoren als auch der Abgaskontr­olle dienen. sprich 0,2 Mikrometer, bilden eine gebräuchli­che Obergrenze zur Definition von Ultrafeins­taub. Auch 0,1 Mikrometer werden genannt, also 0,0001 Millimeter.

beschäftig­t die Grazer AVL List GmbH nach eigenen Angaben weltweit. Rund 3600 davon am Standort Graz.

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