Sanierungen, Bauabschnitte und neue Pläne
Wiener Stadtentwicklung. Von aktuellen Listen, Leitlinien und siedelnden Amphibien.
Es tut sich was in Wiens Stadtentwicklungsgebieten: Mit dem Ende des Winters kehrt auch auf den diversen Baustellen wieder neues Leben ein. Wenn auch nicht immer gleich die (künftigen) menschlichen Bewohner: So stand auf dem Areal des Nordbahnhofs in den vergangenen Wochen zunächst für die dort bisher ansässigen Amphibien das große Siedeln auf dem Plan. Die Wechselkröten und Zauneidechsen ziehen derzeit nämlich von dem Gebiet zwischen AustriaCampus, Taborstraße und BrunoMarek-Alle, wo nun mit dem Bau der Wohnallee mit Bildungscampus begonnen wird, in die Stadtwildnis gegenüber dem RobertUhlir-Hof an der Vorgartenstraße um, damit mit der nächsten Bauphase begonnen werden kann. Nach der Fertigstellung der ersten Hälfte des neuen Stadtviertels auf rund 85 Hektar sollen hier bis 2025 weitere 750 Wohnungen sowie der Bildungscampus Nordbahnhof entstehen.
In einem ersten Schritt werden jetzt die alten Bahndämme abgetragen und Bäume gefällt, ehe mit den Arbeiten begonnen wird. Wobei allerdings darauf geachtet wird, dass die „Freie Mitte“auch währenddessen zugänglich bleibt, wie Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger betont: „Es ist im Interesse aller Anrainer, die durch das Bauprojekt mitten in der Stadt ohnedies schon gefordert sind, dass die Stadtwildnis oder Freie Mitte den Bewohnern des Viertels während der jahrelangen Bauarbeiten als Erholungsgebiet erhalten bleibt.“Das Konzept „Freie Mitte – vielseitiger Rand“von Studiovlay, Agence Ter und Verkehrsplanung Käfer war 2012 aus dem EU-weiten städtebaulichen Ideenwettbewerb als Sieger hervorgegangen und sieht vor, dass die unterschiedlichen Quartiere der Randbebauung in erster Reihe zur Freien Mitte stehen und durch einen Freiraum geprägt werden.
Leitlinien für den Neunten
Mitte März präsentierte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou die Leitlinien für das neue AlthanQuartier, das künftig dafür sorgen soll, dass der Franz-Joseph-Bahnhof und die angeschlossenen Baukörper keine Barriere mitten im 9. Bezirk mehr darstellen. Geplant ist ein Hochpark über dem Bahnhof als Herzstück des Areals, der von allen Seiten zugänglich sein soll. Ein Trägergeschoss zwischen Zahl- reiche Projekte vom traditionellen geförderten Wohnbau über innovative Wohntürme bis zum Innenstadt-Luxusapartmenthaus entstehen derzeit in Wien, dazu auch größere wie das Nordbahnhofareal, das Stadtquartier Carree´ Atzgersdorf in Liesing oder das geplante neue Wohnviertel auf den Hörbigergründen in Simmering. der Bahn und dem Hochpark soll es möglich machen, dass hier auch in neun Metern Höhe Bäume wachsen und somit zusätzliche Grün- und Freiräume entstehen.
Grundsätzlich sieht das neue Konzept eine deutlich gemischtere Nutzung vor als bisher, so soll rund ein Drittel als Wohnraum genutzt werden können, ein weiteres Drittel für Geschäfte und Büros. Konkret wird das Bürogebäude am Julius-Tandler-Platz generalsaniert und optisch aufgefrischt. Wo derzeit noch das Parkhaus steht, sollen in Zukunft Hochhäuser große Teile des Bauvolumens aufnehmen und somit Platz für Freiräume und den Hochpark schaffen. Außerdem bekommen die Nordberg- und die Althanstraße neben neuen Geschäftslokalen neue Grünflächen, die mit Bäumen und Sitzgelegenheiten für eine Art Parkcharakter sorgen sollen; darüber hinaus werden in der Althanstraße die Gehwege verbrei- tert und ein verkehrsberuhigter Raum geschaffen.
Aktuelle Sanierungshotspot
Rund um die Bahnhöfe tut sich auch in Sachen Stadtsanierung einiges: So finden sich auf der Liste der neuen Sanierungshotspots, die Wohnbau-Stadtrat Michael Ludwig zu Jahresbeginn vorstellte, unter anderem die Gebiete nördlich und südlich des Westbahnhofs, die weiterhin als Schwerpunktgebiete unter den Sanierungszielgebieten eingestuft werden. Auch im Zweiten gehören Teile des Stuwerviertels, der Darwingasse und entlang des Donaukanals zwischen Taborstraße und Lilienbrunngasse dazu. Mit der Qualifizierung als Sanierungszielgebiet erhalten die entsprechenden Stadtteile höhere Förderungen bei Zubauten und Dachausbauten, außerdem werden nur hier Totalsanierungen und Neubauten gefördert. (SMA)