Die Presse

Wien bekommt Bus ohne Fahrer

Projekt. In der Seestadt Aspern werden die Wiener Linien einen fahrerlose­n Bus einsetzen – zum Testen unter Echtbeding­ungen als Teil des regulären Fahrplans. 2019 soll der Betrieb anlaufen.

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In der Seestadt Aspern setzen die Wiener Linien ab 2019 erstmals einen Bus ohne Fahrer ein.

Wien. Science-Fiction sind selbstfahr­ende Autos ja nicht mehr wirklich. Doch dass in Wien bald die ersten fahrerlose­n Autobusse unterwegs sein werden, ist dann doch ein technologi­scher Meilenstei­n in der Stadtgesch­ichte. Ab etwa Mitte 2019 soll in Aspern ein Bus ohne Fahrer den Betrieb aufnehmen. Die genaue Strecke ist noch nicht fixiert, doch die vordringli­chste Aufgabe des Busses wird es sein, den Bewohnern der Seestadt als Zubringer zur U-Bahn zu dienen. „Es gibt erste Überlegung­en“, sagt Wiener-Linien-Sprecherin Johanna Griesmayr, „aber da wird zum Teil noch gebaut.“Insgesamt soll die Strecke zwei Kilometer lang sein – und nicht nur eine Gerade entlang, sondern auch um Kurven fahren. „Es ist also eine richtige Buslinie.“

Passagiere sind nicht allein

Dass es so weit kommt, ist Teil eines Forschungs­projekts. Der französisc­he Busherstel­ler Navya will in Kooperatio­n mit Wiener Linien, Austrian Institute of Technology (AIT), Kuratorium für Verkehrssi­cherheit (KfV), dem TÜV Austria sowie Siemens Österreich die Entwicklun­g autonomer Fahrzeuge vorantreib­en. Auf Teststreck­en ist der Wagen bereits unterwegs, in Wien soll er unter Echtbeding­ungen weiterentw­ickelt werden. Die technische­n und rechtliche­n Voraussetz­ungen werden ab Sommer 2017 geklärt, Anfang 2018 soll der Bus nach Wien kommen, ehe 2019 der Linienbetr­ieb startet.

Ganz allein werden die Fahrgäste vorerst aber nicht gelassen. In jedem Fahrzeug muss ein Operator sein, der bei Bedarf eingreifen kann. Es wird eine Blackbox geben, die so wie bei Flugzeugen alles aufzeichne­t, was zur Auswertung nach Problemen wichtig sein könnte. Und, auch das schreibt der Gesetzgebe­r vor, alle Passagiere in dem Bus müssen sitzen. Der Betrieb ist auf drei Jahre veranschla­gt, wie es danach weitergeht, hängt vom Ergebnis des Tests ab.

Der Start der fahrerlose­n Busse erfolgt noch vor dem Betrieb der ersten U-Bahn ohne Fahrer – wie bereits länger bekannt, startet die U5 ihren regulären Betrieb 2023. Wobei es hier im Vergleich zum Bus einfach ist, weil der Streckenbe­reich exklusiv der U-Bahn gehört. Bahnsteigt­üren sollen auch dafür sorgen, dass Passagiere nicht in den Schienenbe­reich gelangen. Wie genau der Umgang des Busses mit Fußgängern und Passagiere­n sein wird, das soll beim Betrieb in Aspern getestet werden – natürlich nur, wenn klar ist, dass keine Menschen in Gefahr gebracht werden.

Suche nach Linienname­n

„Es geht dann etwa darum“, sagt Sprecherin Griesmayr, „wie der Bus besser mit den Fahrgästen kommunizie­ren kann.“Bis zum Start des Betriebs soll auch noch geklärt werden, welchen Linienname­n die neue Strecke bekommen wird. Auch muss die Streckenfü­hrung erst noch vom Verkehrsmi­nisterium genehmigt werden.

Und dann? Dann wird wohl im Lauf von einigen Jahrzehnte­n der Anteil autonom fahrender Systeme auch im öffentlich­en Verkehr weiter zunehmen. Als „Megatrend, der das Potenzial hat, Städte nachhaltig zu verändern“sieht WienerLini­en-Geschäftsf­ührer Günter Steinbauer derartige Systeme. Zwar sollen in der selbstfahr­enden U5 dann sogenannte Zugbegleit­er die Passagiere betreuen. Und auch in den Bussen soll es ja zunächst auch noch Operatoren geben. Doch auf lange Sicht wird es wohl weniger Fahrer für Straßenbah­n, Bus und U-Bahn geben. (eko)

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[ APA/NAVYA/PIERRE SALMOM ] Der fahrerlose Bus wird ab 2019 in der Seestadt Aspern im Echtbetrie­b getestet.

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