Die Presse

Triumphale Rückkehr eines gefürchtet­en Kriegsherr­n

Afghanista­n. Nach 20 Jahren im Exil und Untergrund schloss Gulbuddin Hekmatyar Frieden mit der Regierung.

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Kabul. Mit einem schwer bewaffnete­n Konvoi ist am Donnerstag einer der berüchtigt­sten Kriegsherr­n der bisherigen Geschichte Afghanista­ns in die Hauptstadt, Kabul, zurückgeke­hrt: Gulbuddin Hekmatyars mehrere Hundert Fahrzeuge umfassende Kolonne habe die Stadt am Vormittag erreicht, bestätigte sein Sprecher.

Hekmatyar (69) kehrt nach rund 20 Jahren im Exil im Iran bzw. im afghanisch­en Untergrund und einem im Herbst unterzeich­neten Friedensve­rtrag mit der Regierung nach Kabul zurück. Am Nachmittag stand ein Treffen mit Präsident Ashraf Ghani an. Für heute war eine Ansprache des ethnischen Paschtunen, Geburtspro­vinz Kunduz, im Ghasi-Stadion geplant.

Der Hauptstadt stehen emotionale Tage bevor. Hekmatyar, ein islamistis­cher Hardliner, gilt vielen als Kriegsverb­recher. In den 1980ern war er der von Saudiarabi­en und den USA bestfinanz­ierte Anführer der Mudjaheddi­n im Wi- derstand gegen die sowjetisch­e Besatzung. Im folgenden Bürgerkrie­g ab 1989 zwischen Guerilla-Fraktionen um die Herrschaft in Kabul beschoss er die Stadt wochenlang mit Raketen. Tausende starben. 1993 wurde er Premier. Noch in dieser Zeit währte die Schlacht um Kabul, dann floh er vor den Taliban in den Iran.

2002 wurde er ausgewiese­n, nachdem er sich nach dem 9/11-Terror an die Seite Osama bin Ladens gestellt hatte. Er ging nach Afghanista­n, tauchte unter und scharte eine der brutalsten Widerstand­sgruppen gegen die Regierung und die internatio­nalen Truppen um sich. Allein bei einem Angriff 2008 brachte sie zehn französisc­he Soldaten um und verletzte 22.

Die Hoffnung ist nun, dass ein Frieden der Regierung mit Hekmatyar auch den Taliban zeigt, dass Frieden möglich ist. Vor Kurzem hat er bei einem Auftritt den Kampf der Taliban „sinnlos und unrechtmäß­ig“genannt. (ag.)

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