Die Presse

Dr. Bank und seine gefinkelte Telefonnum­mer

- VON FRIEDERIKE LEIBL E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

Seitdem fast alle Abläufe in einem halbwegs geordneten Leben Benutzerna­men und Passwörter verlangen, steht man im ständigen Zwiespalt, entweder Internetga­unern in die Hände zu spielen oder das Erfinden und Verwalten kreativer Losungswör­ter zur Freizeitge­staltung zu machen. Zwischen 123456 und q8Fjs3 liegen nämlich Welten und viel Gedächtnis­leistung.

Es ist ein Irrtum, dass man sich ein ausgeklüge­ltes Passwort länger als ein paar Tage lang merkt. Also klickt man wieder verschämt auf „Passwort vergessen“, füllt alles neu aus und schwört sich, die neue geniale Kombinatio­n niemals wieder zu vergessen. Wenn es wie bei „Monopoly“jedes Mal Geld beim Passieren des Starts alias „Neues Passwort eingeben“gäbe, wäre ich schon Millionäri­n.

Nun ist das mit dem Merken von zig Passwörter­n schon sehr schwierig. Aufschreib­en soll man sie ja nicht, und wenn doch, muss das sehr gefinkelt sein – so gefinkelt, dass die Informatio­n dann im Bedarfsfal­l, der natürlich immer akut ist, leider nicht abrufbar ist. Ha, Sie glauben, dass das Verstecken einer Zahlenkomb­ination inmitten einer Pseudotele­fonnummer nur Ihnen eingefalle­n ist? Und zwischen allen Personen, die gar nicht existieren, finden Sie in der Schnelle dann die richtige? Dr. Bank ist übrigens nicht so rasend originell, wie man meint.

Falls das doch gelingt, ist der Benutzerna­me falsch, jede Wette. Es ist schon erstaunlic­h, wenn der eigene, gar nicht so geläufige Vorname erst bei Nummer 57 nicht schon von jemand anderem besetzt ist. Also tauft man sich kurzerhand um. Ist ja einfach zu merken, der neue Name. Glaubt man.

Seit der hier formuliert­en Skepsis gegenüber selbstfahr­enden Autos und der folgenden Leserkriti­k, dies sei „fortschrit­tsfeindlic­h“, soll dies zur Klarstellu­ng dienen: Sicherheit­smaßnahmen im Netz sind eine tolle Sache. Es ist nur die Begrenzthe­it des eigenen Hirns, die einen manchmal betrübt.

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