Wie man das Biest der kalten Progression zähmt
Steuern. Die Ökonomen von Eco Austria sprechen sich für eine jährliche Anpassung des gesamten Tarifs aus.
Wien. Die kalte Progression ist ein Biest. „Wenn die Löhne jedes Jahr um die Inflationsabgeltung steigen, aber die für die Lohnsteuer maßgeblichen Tarifstufen gleich bleiben, rücken von Jahr zu Jahr immer mehr Arbeitnehmer in höhere Tarifstufen vor.“Diese Erläuterung stammt direkt vom Staat, von der Website help.gv.at. Die Regierung hat sich auch schon darüber verständigt, dieses Biest in den Griff bekommen zu wollen – bis 2019.
Einzig: Wie weit diese Abschaffung der kalten Progression wirklich gehen soll, bleibt ein Streitpunkt. Die SPÖ möchte nur die untersten zwei Einkommensstufen entlasten, die ÖVP alle. Es geht um viel Geld. Im Jahr 2015 betrugen die inflationsbedingten Mehreinnahmen des Staates laut Eco Austria rund drei Mrd. Euro. „Das ist aber eine erhebliche Mehrbelastung der Haushalte“, sagt der Ökonom Tobias Thomas, Direktor von Eco Austria. „Die kalte Progression schränkt die Konsummöglichkeiten privater Haushalte ein“, schreibt Eco Austria in einem Papier zum Thema, das der „Presse“vorliegt. Haushalte würden versuchen, den Konsum über die Zeit zu glätten. „So wird in Zeiten mit geringem Einkommen, wie Arbeitslosigkeit, der Konsum deutlich weniger eingeschränkt, als das Einkommen zurückgeht, und umgekehrt.“
Es sei nicht ratsam, die geplante Indexierung des Einkommenssteuertarifs an die Inflation nur für die ersten zwei Einkommensstufen zu machen. „Wir wollen die Steuerbelastung der Haushalte konstant halten. Das soll für alle Haushalte gelten“, sagt Thomas. Verteilungspolitische Fragen seien getrennt zu sehen. „Das sind zwei unterschiedliche Sachen. Derzeit werden Haushalte durch die kalte Progression immer stärker belastet. Um das zu beheben, sollte man eine jährliche Anpassung des gesamten Tarifs vornehmen“, so Thomas. (jil)