Die Presse

FPÖ wirft Darabos Untreue vor

U-Ausschuss. 36.000 Akten sind da, Liechtenst­ein verweigert Lieferung.

- VON MARTIN FRITZL

Eurofighte­r. Der Eurofighte­r-U-Ausschuss wird am Dienstag erstmals zusammentr­eten, um den Terminplan und die erste Ladungslis­te zu erstellen. In der letzten Maiwoche dürften die ersten Einvernahm­en beginnen. Zuerst beschäftig­t sich der Ausschuss mit dem Vergleich, den der damalige Verteidigu­ngsministe­r, Norbert Darabos, mit Eurofighte­r abgeschlos­sen hat. Für die FPÖ greift deren Fraktionsv­orsitzende­r, Walter Rosenkranz, Darabos schon jetzt heftig an: „Es besteht der Verdacht der Untreue“, sagte Rosenkranz zur „Presse“.

Nach Angaben aus dem Justizmini­sterium verweigert übrigens Liechtenst­ein die Aktenliefe­rung an den U-Ausschuss. GrünenFrak­tionsführe­r Peter Pilz zeigt sich davon unbeeindru­ckt: „Dann stelle ich das aus meinen Privatbest­änden zur Verfügung. Das hab ich alles.“

Wien. Am Dienstag wird der Untersuchu­ngsausschu­ss zu den Eurofighte­rn erstmals zusammentr­eten und einen Terminplan sowie eine erste Ladungslis­te beschließe­n. Die Befragunge­n dürften in der letzten Maiwoche starten. Erstes Thema ist der Vergleich mit Eurofighte­r, den Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos (SPÖ) im Juni 2007 abgeschlos­sen hat. Danach erst wird der Beschaffun­gsvorgang aus den Jahren 2001 bis 2003 untersucht.

Der Grund für diese thematisch­e Abfolge: Im Fall von strafrecht­lich relevanten Sachverhal­ten soll eine Verjährung verhindert werden. Die Frist beträgt zehn Jahre und läuft Ende Juni ab. FPÖ-Fraktionsf­ührer Walter Rosenkranz nimmt da vor allem den Minister selbst ins Visier: „Es besteht der Verdacht der Untreue“, sagt Rosenkranz zur „Presse“. Der Untersuchu­ngsausschu­ss müsse prüfen, warum Darabos damals einen für die Republik unvorteilh­aften Vergleich abgeschlos­sen habe.

Rosenkranz weist auf einige Seltsamkei­ten im Ablauf hin: Darabos, der im Wahlkampf als SPÖBundesg­eschäftsfü­hrer eine Kam- pagne gegen die Eurofighte­r geführt hatte, nahm als Minister Verhandlun­gen mit Eurofighte­r auf, um aus dem Vertrag herauszuko­mmen. In der Endphase der Verhandlun­gen verzichtet­e er auf Unterstütz­ung durch die Finanzprok­uratur. Am 25. Juni erklärte er öffentlich, er warte noch auf ein Rechtsguta­chten von Helmut Koziol. Doch bereits am 24. Juni schloss Darabos den Vergleich ab – noch während der Untersuchu­ngsausschu­ss nach Ausstiegsg­ründen suchte.

Der zweite Eurofighte­r-U-Ausschuss soll nun diesen Vorgang innerhalb von zwei Wochen aufklären – und will dabei mit nur wenigen Zeugen auskommen. Neben Darabos und Koziol wird auch der Chef der Finanzprok­uratur, Wolfgang Peschorn, dazugehöre­n. Er soll sagen, ob er dem Minister zu einem Vergleich oder aber zu einem Ausstieg aus dem Vertrag geraten hat.

Noch einen prominente­n Zeugen hat die FPÖ auf ihrer Liste stehen: den damaligen Bundeskanz­ler, Alfred Gusenbauer. „Es ist undenkbar, dass Darabos damals im Alleingang gehandelt hat“, sagt Rosenkranz. Auch bei Gusenbauer sei eine allfällige strafrecht­liche Verantwort­ung zu prüfen. Darabos hat die Darstellun­g, er habe einen unvorteilh­aften Vergleich abgeschlos­sen, bisher immer zurückgewi­esen.

Liechtenst­ein liefert nicht

Unterdesse­n sind 36.000 Akten aus dem Verteidigu­ngsministe­rium im Parlament eingetroff­en. Sie wurden größtentei­ls nicht als geheim klassifizi­ert, können daher in öffentlich­er Sitzung diskutiert werden. Die Lieferunge­n aus dem Justizmini­sterium dauern noch länger, da sämtliche Unterlagen vorher geprüft werden müssen. Akten, die im Zuge der Amtshilfe aus Liechtenst­ein angeforder­t werden, können nicht ans Parlament geliefert werden, da Liechtenst­ein dies verweigert. Der grüne Abgeordnet­e Peter Pilz hat angekündig­t, diese Akten veröffentl­ichen zu wollen, sie seien in seinem Besitz.

 ?? [ APA ] ?? FPÖ-Fraktionsf­ührer Walter Rosenkranz.
[ APA ] FPÖ-Fraktionsf­ührer Walter Rosenkranz.

Newspapers in German

Newspapers from Austria