Die Presse

Leichtfrie­d will kein Einheitsbi­er

Patente. Der Schutz konvention­ell gezüchtete­r Pflanzen und Tiere wird derzeit vom Europäisch­en Patentamt neu verhandelt. Österreich ist gegen Patente.

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Wien/München/Kopenhagen. Die Bierbrauer Heineken und Carlsberg haben drei Patente für eine energiespa­rendere Herstellun­g von Bier und auf Gerstenpfl­anzen beim Europäisch­en Patentamt (EPA) bewilligt bekommen. Damit haben sie eine heftige Debatte über den Schutz konvention­ell gezüchtete­r Pflanzen und Tiere ausgelöst.

Während die Industrie darauf pocht, dass auch solche Spezialitä­ten wie die beiden Gerstensor­ten (mit einem geringeren Anteil bestimmter Enzyme bzw. weniger einer bestimmten Schwefelve­rbindung) schützensw­ert sind, sind NGOs der Meinung, dass Pflanzen und Saatgut niemals patentiert werden dürfen. „Pflanzen sind Gemeingut. Werden Pflanzen und Saatgut patentiert, ergibt sich ein Zugangsaus­schluss zu natürliche­n Ressourcen. Pflanzen werden zum Privateige­ntum“, kritisiert Katherine Dolan von Arche Noah, einem Verein für den Erhalt und die Entwicklun­g der Kulturpfla­nzenvielfa­lt. Teure Patente könnten sich zudem nur die großen Konzerne leisten. Organisati­onen wie Arche Noah haben zwei Patente bereits beeinspruc­ht und bereiten den dritten Einspruch vor.

Derzeit laufen beim EPA im Rahmen des Patentrate­s Gespräche der 38 Mitgliedst­aaten, darunter Österreich, wie man künftig mit der Patentieru­ng von Pflanzen und Tieren umgeht. Ende Juni wird eine Entscheidu­ng erwartet.

EU-Mitglieder auf Linie

Der Patentrech­tsausschus­s hat bereits Ende April beraten. Das Patentamt reagierte damit auf eine Stellungna­hme der EU-Kommission vom November, nach der Patente nur auf gentechnis­che Veränderun­gen, nicht aber auf konvention­ell gezüchtete Pflanzen und Tiere erteilt werden dürfen. Diese Stellungna­hme wurde im Februar auch von den EU-Mitgliedsl­ändern unterstütz­t. In den vergangene­n Jahren hat das EPA rund 200 Patente erteilt, die allein die konvention­elle Züchtung von Pflanzen betreffen.

Infrastruk­turministe­r Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) hat seine Position klargemach­t. „Ich bin für Gerstenvie­lfalt und gegen Einheitsbi­er. Patente auf Saatgut, Pflanzen und Tiere sind darum inakzeptab­el.“Derzeit erarbeite man mit Nichtregie­rungsorgan­isationen, Sozialpart­nern und der Industriel­lenvereini­gung eine gemeinsame österreich­ische Position, heißt es zu den EPA-Verhandlun­gen im Ministeriu­m. „Das Ministeriu­m strebt eine Änderung der Ausführung­sordnung zum Europäisch­en Patentüber­einkommen (EPÜ) an. Darin muss klargestel­lt werden, dass durch im Wesentlich­en biologisch­e Züchtungsv­erfahren gewonnene Pflanzen und Tiere von der Patentierb­arkeit ausgeschlo­ssen sind.“

„Patente auf konvention­ell gezüchtete Nutztiere und Nutzpflanz­en sowie deren Samen und Nachkommen sind unethisch und bringen jahrtausen­dealte Rechte der Landwirte in ernsthafte Gefahr“, sagt auch ÖVP-EU-Politikeri­n Elisabeth Köstinger. (APA)

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